Du senkst, o Genius,
Den schaffenden Blick in die eigene Brust,
Du hebst ihn aufs neue —
Und siegreich durchs All
Leuchtet ein Wort, —
Weit über den sausenden Sternen
Und über der Zeit zerstörendem Abgrund
Schuf es dein Wille im Menschenherzen:
Pflicht, du erhabener, großer Name!
Andächtig und ernst in der Freiheit Würde
Hör’ ich die Stimme des eigenen Busens:
„Du sollst!“ — —
Doch Stürme toben ums stolze Haupt,
In wilden Wogen brausen und schwellen
Die zwingenden Mächte ums schwache Bollwerk
Des hoffenden Herzens.
Wir zagen und schwanken,
Der inneren Stimme heilig Gebot
Gestürzt zu schauen im Wirken des Tages.
Und wiederum hebst du,
Genius der Menschheit,
Die leuchtenden Augen.
Unendlicher Liebreiz umspielt das Antlitz.
Die tobenden Stürme, die wilden Wogen
Stürzen melodisch zusammen zum Reigen.
Die kühlen Sterne, in ihrem Kreislauf
Wärmer erglühend, erzählen von ferner,
Seliger Zukunft holdem Gedeihen.
Freundliche Engel schweben im lichten,
Purpurnen Äther;
Das erhabene Wort des erfüllten Gesetzes
Im reinen Herzen
Gießen sie Frieden ins schwanke Gemüt.
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/220&oldid=- (Version vom 20.8.2021)