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die von mir über diesen Gegenstand gesammelten Nachrichten der Oeffentlichkeit zu übergeben.

War es nun Ravensburg, wie wir hernach sehen werden, wo durch die Familie Holbein die ersten Papiermühlen in Deutschland, und zwar schon zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts, erbaut wurden, so war es nicht weniger diese Stadt, in welcher mehrere Jahrhunderte früher auch andere weit grossartigere Gewerbe den Handel belebten, unter diesen zeichneten sich besonders zahlreiche Webestühle aus, auf welchen Leinwand, baumwollene Zeuge und wollene, – namentlich graue Tücher gefertigt wurden. Es befand sich auch in uralten Zeiten zu Ravensburg ein sehr besuchter Markt[1], den nachmals Kaiser Rudolph während seiner Anwesenheit daselbst im Jahre 1286 nicht nur bestätigte, sondern auch noch mit besondern Privilegien begabte.[2] Auf diesem Markte wurde theils mit der im Lande, theils mit der sogenannten welschen Leinwand, welche aus Italien eingeführt wurde und sehr gesucht war, ein lebhafter Handel getrieben, dessen Bestehen ohne Zweifel von günstigem Einflüsse für die Papierfabrication der Familie Holbein war.

Näher in die Einzelnheiten jenes Verkehrslebens der Ravensburger einzugehen, liegt weder in der Aufgabe des gegenwärtigen Aufsatzes, noch gestattet es der Raum dieser Blätter; Alles jedoch, was zur Beleuchtung unserer Papierfabrication nöthig ist, soll in gedrängter Kürze, als zur allgemeinen Culturgeschichte von Ravensburg gehörig, hier vorangeschickt werden.


  1. 4) Wie belebt Ravensburgs Märkte schon frühe müssen gewesen sein, dafür spricht auch der Umstand, dass während eines solchen der Stifter des Klosters Minderaw (Weissenau) auf dem Marktplatze zu Ravensburg, vor Kaspar Sälzlins Haus, bei Händeln unter den Marktleuten, die er schlichten wollte, von einem Bauern im Jahr 1153 im Marktgetümmel erstochen wurde. Der Ermordete war Gebizo von Bisenburg, ein Sohn Hermann des Reichen und Welfischer Ministerial, welcher sich auch Gebizo von Ravensburg schrieb, vermuthlich weil er in Ravensburg wohnte. (Aus den Handschriften des Ladislaus Suntheim von Rauenspurg, eine Beschreibung von Ravensburg aus dem sechzehnten Jahrhundert.)
  2. 5) Urkunde vom 10. Januar 1286. (Archiv.)
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)