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Ravensburg, früher Eigenthum der nicht ebenso reichen als mächtigen Hohenstaufen, Guelphen und noch früher der Carolinger, welche Jahrhunderte hindurch grösstenteils auf ihrer Burg daselbst[1] oder in deren nächsten Nähe, auf dem Schlosse zu Altdorf wohnten, bahnte sich schon frühe in dieser glanzvollen Ritterzeit den Weg zu seinem nachherigen Wohlstande und zu der Höhe seiner politischen Freiheiten, auf welche sich diese Stadt in stufenweiser Reihenfolge, nach dem Untergange der Hohenstaufen und des Herzogthums Schwaben, emporschwang, bis sie endlich unter Kaiser Rudolphs Regierung zu ihrer völligen Reichsunmittelbarkeit gelangte.[2]

Starke Mauern und hohe Thürme[3] erhoben sich stolz und mächtig aus den um sie gezogenen breiten und tiefen Gräben, und hinter diesen sammelten sich viele der glänzendsten Patriziergeschlechter[4], Künstler, Kaufleute und Handwerker zu


  1. 6) Die Guelphen (Welfen) hielten einen eigenen Hof, theils in Altdorf, theils auf der Burg bei Ravensburg und später in Memmingen. Gleich den Königen und andern grossen Fürsten hatten sie eigene Hofämter, welche dann auch unter den Hohenstaufen beibehalten wurden. So finden wir die vier grossen Aemter: des Marschalks, Schenken, Truchsessen und Kämmerers schon bei den Welfen. Selbst einen Hofnarren nennt das Weissenauer Traditionsbuch um das Jahr 1148 bis 1150, den Falkelin. (Joculator domini Ducis Welfonis, habet in benef. agros juxta Schussam.) Nach dem Tode Welfs VI. gelangte Friedrich II. von Hohenstaufen, Sohn Kaiser Heinrichs VI., zu dem vollen Besitze der Welfischen Güter. Die Hohenstaufen pflegten auf ihren Gütern in Oberschwaben gern zu verweilen, besonders waren es aber Altdorf und Ravensburg, woselbst sie sich öfters aufhielten. Kaiser Friedrich I. soll seinen Wohnsitz gewöhnlich im Schlosse bei Haslach, ohnweit Ravensburg, gehabt haben. Der letzte Sprosse der Hohenstaufen, der unglückliche Konradin, brachte die letzte Zeit seines Aufenthalts in Deutschland grösstentheils in Ravensburg zu. Noch in seinem letzten Testamente erinnerte er sich seines Statthalters (ministri) von Braunsperg und des Nadelarius (Nadlers), eines Bürgers in Ravensburg (Memminger's Beschreibung des Oberamts Ravensburg S. 77.)
  2. 7) Urkunde vom 16. Juni 1276. (Archiv.)
  3. 8) Epistola Mag. Joh. Rouchii Ecclesiastici Ravenspurgensis Anno domini 1588. 29. Nov. ad Martinum Crusium Professorem Tubingensem exarata. S. per Christum! Mitto ad humanitatem tuam chronicon Guelphorum &c. – – – turres et munitiones fortissimas et alia necessaria &c.
  4. 9) Erst im Jahre 1397 haben sich die Patricier zu einer förmlichen, für sich bestehenden Gesellschaft verbunden, und sich „Mittwoch vor dem 12. Tag ze Wihnächten" eigene Statuten gegeben. In dieser Urkunde sind 71 an der Zahl als Gründer jener Gesellschaft aufgezählt, in deren ersten Reihen: die Grafen von Werdenberg, Graf Albrecht der Aeltere, Herr zu Pludenz; Graf Albrecht der Jüngere, Herr zu Heiligenberg; Hans Truchsess zu Waldburg; Ulrich von Honingen, gesessen zu Bigenburg, Ritter, u. s. f. glänzten, und unter welchen auch drei Holbein: Frik, der Aeltere, und Frik, der Jüngere, so wie Hans Holbein genannt werden. (Archiv.)
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_260.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)