Seite:Serapeum 6 285.jpg

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sich bei der Menge seiner Papiermühlen und bei der bewährten Güte seiner Waare, wie einst die Genueser und Venetianer, den Haupthandel mit Papier gänzlich zu eigen gemacht.

Später, und namentlich zur Zeit als Fust und Schöffer[1] sich des Ravensburger Ochsenkopf-Papiers zu den Erstlingen ihrer Presse bedienten, gehörte das Ravensburger Papier zu den weit verbreiteten Artikeln, dassen sich die Presse lange Zeit hindurch ausschliesslich bediente.

Auch das erste (ungeleimte) Druckpapier ist von den Ravensburger Papierern gefertigt worden; von einem solchen besitze ich noch einige Exemplare mit dem Monogramm der Holbein. Es sind Zeitungsblätter aus der Periode des dreissigjährigen Krieges[2]. (Fig. 24.)

Nach dem Sturze der Familie Holbein kam wahrscheinlich die um jene Zeit so ansehnliche Ravensburger Handelsgesellschaft, genannt die Märli (Anmerk. 14.) in den Besitz der Holbeinschen Papiermühlen zum Hammer, was aus noch vorhandenen Briefen von Heinz Geldrich[3], auch einem Mitgliede dieser Handelsgesellschaft aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts, hervorgeht.

Papiere mit dem Stadtwappen als Wasserzeichen versehen, in welchem das Monogramm des Papieres angebracht ist, gehören hauptsächlich in das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert, von welchen Fig. 19–23. Abbildungen sind. Es gehören jedoch einige von ihnen der frühern Zeit an.

Auch die Nürnberger Papierer führten das dortige Stadtwappen (Anmerk. 13.) als Wasserzeichen in ihren Papieren, wovon ich einige Exemplare aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert besitze.

Zu den Hauptvorkehrungen, die man nöthig hat, um Lumpen in Papier zu verwandeln, zählt man vornehmlich das Reinigen, Zerschneiden und Zermalmen der Lumpen.

Die Stampfmühle, welche den Namen Geschirr führt, bildete, ehe man die neueren Zerschneidemühlen, wie der sogenannte


  1. 55) „Sechs noch unbekannte Produkte der Presse Fust’s und Schöffer’s vom Jahre 1461. Das Wasserzeichen ist ein kleiner Ochsenkopf mit stark auswärts gebogenen Hörnern.“ – Serapeum vom 31. October 1840. Seite 308.
  2. 56) Diese Zeitungsblätter sind mit folgender Aufschrift versehen: N. 8. Extra ordinari aviso 1632. und N. 2. Extra ordinari aviso 1633.
  3. 57) Die Geldrich gehören zum Hundbiss’schen Geschlecht, sie führen mit ihnen gleiches Wappen. Geldrich war anfänglich ein Beiname von denjenigen Gliedern der Hundbiss’schen Familie, welche sich durch ihren Geldreichthum gegenüber ihren sonst mehr an Land und Leuten begüterten Verwandten auszeichneten. In späterer Zeit schrieben sie sich auch von ihren Besitzungen, namentlich von Sigmarshofen, wo sie eine Burg hatten. Einen von dieser Familie: Hans Wilhelm von Sigmarshofen zum Wolfenburg etc., finden wir als fürstlich württembergschen Rath etc. und Statthalter der Grafschaft Mömpelgart.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_285.jpg&oldid=- (Version vom 11.1.2019)