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Händen und sie konnten nicht zurück. Immer beunruhigendere Nachrichten brachten die vorüberziehenden Flüchtlinge, immer näher rückten die Russen und eine immer größere Unruhe erfaßte auch unsere Landbevölkerung. Ich hatte mir vorgenommen mit meinen vier Töchtern im Alter von 7–16 Jahren und mit meinem alten, bald 80-jährigen, halb gelähmten Schwiegervater und dessen Pflegerin hier in Jäglack zu bleiben. Die Töchter wollte ich eigentlich fortschicken, doch gingen nachher keine Züge, zweimal hatten sie schon gepackt, aber schließlich war es mir zu unsicher, sie tagelang so allein in der Welt herumirren zu lassen, man wußte ja nicht, wie die Züge nach Berlin weitergingen, wenn man sie wirklich einige Tagesreisen bis an die Hauptstrecke mit Fuhrwerk geschickt hätte. So waren sie sehr glücklich, als sie bei mir bleiben durften. Den Leuten hatte ich frei gestellt, ob sie fort wollten oder nicht, es zogen nur der Oberschweizer und der Gärtner mit ihren Familien fort. An einem Abend hatte ich vor jedes Haus einen Leiterwagen fahren lassen, daß wer wollte seine Sachen aufladen könnte; aber nachdem alle das Elend der Flüchtlinge gesehen, sagten sie: „Nein, wir bleiben.“ Die Flüchtlinge, die noch bei uns waren, zogen am Sonntag, den 23. August und am Montag, den 24. fort. Den Förstern gab ich noch Anzüge von meinem Mann, die sie auf mein

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)