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No. 30.

hat einen hohen Werth hinsichtlich der Composition und Ausführung. Der Kopf des rechten Pferdes ist ein Meisterstück, voller Ungestüm und Feuer. Er bezeichnet ein vorwärts strebendes, vom Zügel zurückgehaltenes, und das Gebiss kauendes Pferd, wie aus der Seitenbewegung der untern Kinnlade zu schliessen ist.

Die Stellung des Pferdekopfes links ist der des andern sehr sinnreich entgegengestellt. Augenscheinlich verkürzt der Reiter seine Zügel, indem er sie mit der rechten Hand durch die Linke zieht.

Der Rücken dieser Figur ist schön und geschmeidig, und steht im Einklange mit den Bewegungen des Pferdes, welche die Croupade beschreiben, worin das Thier viel Kraft und Elasticität zeigt.

Bei so vielen Werken hält es schwer, das Vorzüglichste heraus zu finden, aber im Ganzen gebührt diesem doch wohl der Vorzug unter den Reitergruppen.


No. 32.

ist eine schöne, ausgearbeitete Composition. Die Figur auf dem mittelsten Pferde unterscheidet sich von den andern durch einen weiblichen Charakter; auch führt sie einen Speer in der rechten Hand. Die Draperie ist reich, und die Stiefeln stimmen mit Homers Beschreibung der „gutgestiefelten Griechen“ überein. Die Fussbewegung des letzten Pferdes stellt die augenblickliche Unordnung der Beine vor, wenn das Thier den Schritt verändert.


No. 34.

Ein, von vier Pferden gezogener Wagen. Die herrliche Race-Gestalt der Rosse zeichnet diese Gruppe vorzüglich aus. Die schönen Linien des Rückens und Kreuzes, der durch das Tragen der Schweife hervorgebrachte Bogen, und die anmuthige Schwingung der Schenkel bis zu den Knieen, sind Kennzeichen des dem arabischen Pferde eigenthümlichen Ebenmasses,[1] und beurkunden die Fähigkeit des Künstlers.


No. 39.

Diese Gruppe stellt den Reiter des vordern Pferdes als rückwärts sehend und seinem Begleiter ein Zeichen gebend, vor. Die Grundsätze der Reitkunst sind in dieser Stellung trefflich beobachtet; denn obgleich Körper und Gesicht sich wenden, so behalten doch Schenkel und Beine dieselbe Lage, wie bei der geraden Haltung des Körpers.

Die Wendung geschieht sehr richtig nur durch die Lenden, aber ein, der Reitkunst unkundiger Künstler würde das linke Knie des linken Schenkels auswärts und nach derselben Seite, wohin der Körper gerichtet ist, gewendet, und dadurch jene Festigkeit und Ruhe gestört haben, welche bei dieser Figur so hervorstehend ist.


No. 41.

Die Ueberreste dieser Gruppe zeigen hinlänglich, dass sie eine der schönsten gewesen seyn muss.

Der anmuthige Sitz des mittelsten Reiters, das zierliche Ebenmass des Körpers und der Glieder, sind würdige Gegenstände der Beobachtung.

Die Bewegung des mittelsten Pferdes ist äusserst lebhaft, und beschreibt die Wirkung eines plötzlichen Ruckes der Zügel, von den Franzosen „Demi-Arrêts“ genannt. Sehr gut ist dieses erklärt durch den unbedeutenden Grad von Biegung im linken Kniee des Pferdes, welcher anzeigt, dass der Huf eben auf den Boden gesetzt, das Bein aber noch nicht gerade gestellt ist.

Die Lage des Reiters auf dem andern Pferde deutet die Antreibung des Rosses durch den Sporn an. Die senkrechte Lage des Pferdekopfes ist ein schöner Contrast zu der wagerechten des andern.




  1. Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach Ebenmasses