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Macht, dem Untergange zu entgehen. Das volle Muskelspiel ihrer nackten Körper gewinnt durch den Pinsel des Meisters Kraft und Leben.

Rubens malte dieses Bild, nach seiner Rückkehr aus Italien, für die Pfarrkirche St. Walburgis in Antwerpen. Siehe: Histoire de la vie de Rubens par Mr. Michel à Bruxelles. 1771. pag. 75. „Rubens peignit ce tableau représentant Ste. Walburge sur une barque voguant en pleine mer. En 1739 le curé a vendu ce dit tableau avec permission, pour appliquer cette somme à la construction d’un autel de marbre, dans lequel le grand tableau est présentement placé, c’est à dire l’érection de la croix du Sauveur au calvaire.“

Rubens war Schüler von Octav van Veen, reich an Erfindung und grossen Gedanken, ein eben so ausgezeichneter Colorist, als Titian, Correggio etc., im Ausdrucke der Leidenschaften vortrefflich.

Aus dem Richterschen Cabinet. Auf Holz, 30 Zoll hoch, 39 Zoll breit.


No. 5.
Ludolph Backhuysen,

geb. 1631, gest. 1709.

Ein dreimastiges Schiff, mit niedergelassenen Segeln auf bewegter See, von der Rechten herkommend. Verschiedene kleine Fahrzeuge segeln mit ihm, und ein anderes folgt von fern. Im Vorgrunde werden zwei Matrosen in einem beladenen Bote auf dem Rücken einer dunkeln Welle emporgehoben. Die langen Streifen am gerötheten Himmel und die sich heranwälzende finstere Wolke verkünden den nahen Sturm.

Backhuysen malte schon in seinem neunzehnten Jahre, ohne Anweisung, Seestücke nach der Natur vortrefflich. Seine Färbung ist harmonisch, die Zeichnung richtig, und die Zusammenstellung voll Feuer.

Aus dem ehemaligen Winklerschen Cabinet. Auf Holz, 22 Zoll hoch, 28 Zoll breit. Mit dem Monogramm des Meisters.


No. 6. und 7.
Franz de Paula Ferg,

geb. 1689, gest. 1740 in London.

In einer Landschaft mit Ruinen in der Ferne sieht man zur Linken unter mehreren Figuren ein Weib, welches an einem, mit Bäumen umpflanzten Brunnen Wasser schöpfen will. Eine Bäuerin reitet auf einem Maulesel daher; ein Knabe, einen Hund führend, ein Bauer zu Pferde, und ein Beihergehender sind ihre Begleiter. Zur Rechten des Vorgrundes steht, hinter seinem Weibe und Kinde, ein Mann, gestützt auf seinen Stab, und einen Korb auf dem Rücken tragend. –

Auf dem Nebenbilde weilt ein zu Pferde sitzender Bauer, mit dem Führer eines leicht beladenen Maulthieres sprechend; das bei ihm stehende Weib trägt einen Armkorb, und wendet sich gegen die Tränke zur Rechten. An dieser fängt ein Durstender mit seinem Hute das aus einem Brunnen rinnende Wasser auf. Eben dahin wendet sich von der Rechten ein Postreiter, der im Vorbeitraben mit den am Wege Ruhenden spricht. Ein Jüngling sitzt müssig neben einem kleinen Mädchen auf der andern Seite des Vorgrundes.

Beide Gemälde sind von Geyser in Kupfer gestochen.

Ferg studirte unter seinem Vater in Wien. Seine Landschaften sind von guter Erfindung, und mit nett gezeichneten und gemalten kleinen Figuren staffirt.

Auf Holz, 11 Zoll hoch, 9 Zoll breit. Mit dem Monogramm des Meisters.


No. 8.
Gerhard Terburg,

geb. 1610, gest. 1681.

Terburgs Rache. Dieses Gemälde wurde 1672 gemalt, und stellt eine sehr beissende Allegorie dar; eine Folge des Hasses dieses Meisters gegen seinen Schüler Caspar Netscher, und den Statthalter Wilhelm III., Prinzen von Oranien, König von England, welcher die Eigenliebe Terburgs beleidigt hatte, indem er 1672 vor dem Magistrate zu Deventer seinem Lieblingsmaler Netscher, zum Nachtheile jenes Meisters, den Vorzug gab.

Das Gemälde zeigt den Beleidigten sehr ähnlich, im Vollbilde, in sitzender Stellung, in Lebensgrösse und blossem Haupte. Er trägt eine schwarze Magistrats-Toga und ein seidenes, mit bunten Streifen geziertes Halstuch. In der rechten Hand hält er eine brennende Wachskerze, um welche sich ein grünes Band windet; auf diesem bemerkt man zwei gefaltete, bittende Hände, einen Mund, welcher ebenfalls zu bitten scheint,