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No. 32.
Hermann Sachtleevens,

geb. 1609, gest. 1685.

Rheingegend. Am Fusse eines, zur Linken mit grünendem Gehölze bekleideten Berges erblickt man ein Städtchen; zwischen diesem und der gegenüberliegenden steilen Felsenwand flutet der Rhein mit verschiedenen kleinen Fahrzeugen vorbei, vom sinkenden Tage sanft beleuchtet. Zwei Pferde, welche das gelandete Marktschiff herangezogen haben, gehen mit ihrem Führer am nahen Ufer. Ein Bauer, dem sein Weib folgt, verweilt mit seinem Knaben auf der steinernen Brücke, die über den schmalen Graben zur Linken geschlagen ist.

Sachtleevens war Schüler von J. v. Goyen. Er ahmte treu die Natur nach, und traf unter seinen Gegenständen eine gute Wahl. Vorzüglich malte er Ansichten von den Gegenden um Utrecht und am Rheinstrome, mit trefflicher Färbung und guter Luftperspective. Wie Wouwermanns und Berghem, wusste er seine Arbeiten zart und duftig zu behandeln.

Auf Holz, 9 Zoll hoch, 12 Zoll breit.


No. 33.
Lucas van Uden,

geb. zu Antwerpen 1595, gest. 1662.

Eine Obstverkäuferin in einer Landschaft. Sie setzt sich zur Rechten unter Bäume, die ihre Zweige hoch über sie ausbreiten. Ihr Sohn bringt in einem Korbe neuen Vorrath herbei, und vor ihr steht ein graubärtiger Bauer, Geld in den Händen zählend, um seinen bei ihm stehenden Kindern eine Abendkost zu kaufen. Er ist vom nahen Wege herzugetreten, auf welchem sein Knecht mit dem leeren Wagen verweilt. Weiterhin liegen ländliche Häuser, und einzelne Bäume stehen zerstreut in der Gegend umher, in deren Ferne das Blau der Wolken und der Berge in einander verschmilzt.

L. van Uden war Schüler seines Vaters. Seine Landschaften haben klare Luft und Fernungen, und einen leichten Pinsel, der seinen Baumschlag belebt; die Färbung ist zart und kräftig.

Auf Leinwand, 12½ Zoll hoch, 14½ Zoll breit.


No. 34.
Adrian van der Velde,

geb. 1639, gest. 1672.

Viehstück. Ein Hirt, dessen Begleiterin einen Korb auf dem Kopfe trägt, treibt zur Rechten eine Heerde Schafe, Ziegen und Rinder einen beschatteten Bergweg herab. Hinter ihnen tränkt ein Gefährte und dessen reitendes Weib den Maulesel an einem Brunnen. Zur Linken wird das Auge hinab in die bergumgebene Tiefe zum ruhigen Flusse gelenkt, wo andere Hirten mit ihrem Viehe auf einer Fähre über die spiegelnde Fläche gesetzt werden. In der weitesten Ferne verbleichen duftige Berge in der sanftgerötheten Luft.

Das Landschaftliche ist von Pynaker.

A. van der Velde war Schüler Job. Wynants. Der Werth seiner Bilder besteht in einer ungemein schönen Färbung und in lebhaftem Ausdrucke. Seine Luft schimmert durch die Bäume. Seine Figuren und Thiere sind wohl gezeichnet und sehr natürlich in der Färbung.

Aus der Wincklerschen Sammlung zu Leipzig. Auf Leinwand, 28½ Zoll hoch, 36 Zoll breit.


No. 35.
Wilhelm van der Velde,

geb. 1610 zu Leyden, gest. 1693 zu London.

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Seestück. Mehrere Schiffe befahren die stille See. Der Nachschein des abgeschiedenen Tageslichts leuchtet, noch am Horizonte, und vergoldet den klaren Himmel, an welchem leichte Wolken ziehen. Sein Glanz durchschimmert die aufgespannten Segel, welche,[1] lange Schatten werfend, auf der spiegelnden Fläche gesellschaftlich dahingleiten.


  1. Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach welche