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No. 56.
Unbekannter Meister.

Die Abnahme vom Kreuze. Ein Gemälde von eilf Figuren, eines der interessantesten aus früherer Zeit. Historischer Stoff nach Matth. 27. Luc. 23. Johann. 19. „Da Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. – Viele erschraken sehr, und sprachen: Wahrlich, dieser ist ein frommer Mensch, und Gottes Sohn gewesen! – Es stunden aber seine Verwandten von fern, und die Weiber, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das Alles, unter welchen war Maria Magdalena, und Maria, des kleinen Jacobus und Joses Mutter, und Salome, die Mutter der Kinder Zebedaei, welche ihm nachgefolgt waren, und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. – Joseph von Arimathia ging zu Pilatus, und bat, dass er den Leichnam Jesu abnehmen möchte; und Pilatus befahl, man solle ihm denselben geben. Es kam auch Nicodemus, und brachte Myrrhen und Aloe bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und wickelten ihn in eine reine Leinwand“ etc.

Aus der Sammlung des Fürsten Khevenhüller-Metsch. Auf Holz, 54 Zoll hoch, 44 Zoll breit, oval in einem Schildkrötenrahmen.


No. 57.
Jacob Jordaens,

geb. 1594, gest. 1678 zu Antwerpen.

Die vier Evangelisten: Matthaeus (hinter dem ein Engel steht), Marcus, Lucas und Johannes.

Jordaens war Schüler Adams van Oort, und studirte Titian und Bassano. In seinen Gemälden herrscht grosse Harmonie der Farben, so wie er Schatten und Licht gut behandelte. Die Compositionen sind sinnreich, und der Ausdruck der Leidenschaften ist natürlich. Oft aber ist seine Zeichnung ohne Geschmack, und nie erreichte er das Edle und Erhabene von Rubens; indess wusste er seinen Farben mehr Glanz und Stärke zu geben.

Aus der Friesischen Sammlung. Auf Holz, 53 Zoll hoch, 59 Zoll breit.


No. 58.
Michael Wohlgemuth,

geb. zu Nürnberg 1434, gest. 1519.[1]

Ein Altarblatt mit zwei Flügeln. Auf der innern Seite desselben steht Christus in der Mitte seiner zwölf Jünger, mit der rechten Hand die, von seiner Linken gehaltene, Weltkugel segnend. Die Figuren sind in halber Lebensgrösse, auf einen glänzenden Goldgrund gemalt. Zu den Füssen des Heilands kniet der Schenker des Gemäldes. Auf der Aussenseite der beiden Flügel ist die Anbetung der Weisen abgebildet.

Wohlgemuth war Lehrmeister Albrecht Dürers. Viele seiner Werke sind durch die Zeit zerstört worden.

Auf Holz, 68 Zoll hoch, 140 Zoll breit.


No. 59.
Hans Holbein,

gest. 1554 zu London.

Brustbild einer Magistratsperson in schwarzer Kleidung, mit einer Papierrolle in der Hand. Das Haupt ist mit einem Hute bedeckt, und zu beiden Seiten sind Familienwappen angebracht.

Holbein war Bürger und Maler zu Augsburg, begab sich später nach Basel, und von da nach England, wo er viel für Heinrich VIII. arbeitete. Sein Colorit ist kräftig, die Carnation lebendig, und seine Köpfe sind voll Wahrheit und schön ausgearbeitet; nur tadelt man die schlechten Falten seiner Gewänder.

Auf Holz, 21 Zoll hoch, 13½ Zoll breit.


  1. Verbesserungen S. 49: statt 1436 und 1539 lies 1434 gest. 1519.