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No. 86.
Raphaels Schule.

Maria mit dem Christuskinde. Sie hält ihren Sohn auf dem Schoosse, und reicht ihm zwei Nelken, mit inniger Zufriedenheit auf ihn herabblickend. Den Hintergrund bildet eine Landschaft.

Aus der Gräfl. Friesischen Sammlung zu Wien. Auf Holz, 13½ Zoll hoch, 11 Zoll breit. Von Houlanger in Kupfer gestochen.


No. 87.
Alexander Turchi,

geb. 1582, gest. zu Rom 1648.

Eine Grablegung; aus neun Figuren bestehend; links die Aussicht auf eine Landschaft. Maria, Magdalena und Johannes sind beschäftigt, den Leichnam Jesu, nach dem letzten Abschiedskusse, dem Schoosse der Erde zu übergeben.

Turchi war Schüler des Felix Ricci.[1] Er verstand, das Colorit der venetianischen, und die Zeichnung der römischen Schule wohl mit einander zu verbinden. Starkes Colorit und geschmackvolle Zeichnung sind die gewöhnlichen Kennzeichen seiner Arbeiten. Oft bediente er sich des Achats und Marmors zu seinen Gemälden.

Aus der Gräfl. Friesischen Sammlung. Auf Stein, 17½ Zoll breit, 14 Zoll hoch.


No. 88.
Taddaeus Gaddi,

gestorb. 1352.

Die Marter des heiligen Laurentius. Wegen seines Eifers gegen den Götzendienst wurde dieser Heilige auf einem Roste verbrannt. Zur Rechten stehen vor einem Gebäude mehrere Lictoren und zwei Kriegsknechte.

Gaddi war Schüler des Giotto, und zeichnete sich nicht nur als Maler, sondern auch als Baumeister aus. Er übertraf seinen Lehrmeister in der Reinheit des Colorits, im Ausdrucke der Leidenschaften und im Faltenwurf.

Auf Holz, 14 Zoll hoch, 12 Zoll breit.


No. 89.
Bartholomé van der Helst,

geboren 1613 zu Harlem.

Kniestück einer alten Frau. Sie ist mit einem purpurfarbigen, mit weissem Pelze verbrämten Camisole bekleidet, und hat den Kopf mit einem schwarzen Schleier bedeckt. Sie sitzt mit einem Buch in der Hand vor einem offenen Fenster, welches ein seidener Vorhang ziert, und schaut durch dasselbe in das Zimmer herein.

Van der Helst war ein ausgezeichneter Maler, und wurde kaum durch van Dyk übertroffen. Seine Compositionen sind vortrefflich, die Figuren schön gezeichnet, und die Gewänder im grossen Style. Besonders zeichnet ihn ein markiger Pinsel und eine herrliche Färbung aus. Köpfe, historische Gegenstände und Landschaften malte er mit gleicher Geschicklichkeit.

Auf Leinwand, 36 Zoll hoch, 29 Zoll breit.


  1. Verbesserungen S. 49: statt Rieci lies Ricci