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Gros’n ganga. Da is ihr Kind zu era kumma in an weißn Kleid, des wor ganz naß und gelb bis auf a paar Fleckli, die worn no weiß. Do hot des Kind gsogt: „Mutter, siech! du hascht so arg gweint, daß mei Kleid ganz naß und gelb worn is. Wenn d’ no mehr weinst, nacher wern die Fleckli aa no naß und gelb und nach bin i verdammt.“ Do hot die Frau aufghert zun Weina und von der Zeit on is der Krabb nimmer an ihr Fenster hergflogn kumma.


Aufgeschrieben durch Frl. Anna Seiler aus Oppertshofen in Schwaben; dem Verein übergeben am 4. 7. 1898. (Urschrift.)


11. Der geprellte Teufel.
(Niederbayern: Ratiszell, B.-A. Bogen, im Bayerischen Wald.)
a) Der Schmied von Mitterbach.

Ein Schmied in Mitterbach versprach, sich dem Teufel zu ergeben, wenn er ihm drei Wünsche erfülle. (Der Teufel war nämlich auf den Schmied erbost, weil er den armen Leuten um ein „Vergelt’s Gott“ die Arbeit umsonst tat.) Die drei Wünsche waren: 1. Der Teufel dürfe den Schmied nur holen, wenn es dem Schmied recht sei; 2. der Teufel müsse dem Schmied einen Kirschbaum wachsen lassen, der Sommer und Winter Kirschen trage; 3. der Teufel müsse sich an einen Ort hinsetzen, wohin der Schmied es wolle.

Der Schmied spielte nun Karten mit dem Teufel.

Der Teufel mußte sich in den geöffneten Schraubstock setzen und der Schmied drehte den Schraubstock unbemerkt zusammen. – Daher noch heute das Sprichwort: „Der hat den Teufel prellt, wie der Schmied von Mitterbach.“ (Vgl. Nr. 20.)

b) Der schlaue Bauer.

Ein Bauer versprach dem Teufel sein Weib, wenn ihm der Teufel den Hut mit lauter guten Talern (d. h. Kronen- und Frauenbildtalern) fülle. Der Teufel ging auf den Handel ein. Der Bauer setzte sich auf den Stadelfirst und machte in das Stadeldach ein Loch und setzte auf dieses Loch seinen Hut, der durchlöchert war.

Der Teufel brachte einen Hut voll Taler um den andern und schüttete das Geld in den Hut des Bauern. Die Taler fielen durch in den Stadel und der Hut war stets leer. So viele gute Taler gab es aber gar nicht, daß der ganze leere Stadel hätte damit angefüllt werden können. Der Bauer behielt das Geld und der Teufel war geprellt.


Die Märchen 11 a) und b) wurden aufgeschrieben durch Herrn Pfarrer P. Poiger aus Ratiszell, z. Z. in Chamerau, Niederbayern. Dem Verein übergeben im Dezember 1906. (Urschrift.)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)