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Jahre 1334 stammend, ist höchst beachtenswerth, da es nach Schnaase zu den weiblichen Grabbildern aus dem 14. Jahrhundert gehört, „welche die Vorzüge des älteren Styls, also die grössere Ruhe und das architectonische Formgefühl vollständig bewahrend, zugleich aber durch grössere natürliche Anmuth und höhere Belebung vor den älteren entschieden gewinnend, mit den langen, ruhig fallenden Gewändern, mit den lieblichen, jugendlichen Zügen des nonnenhaft umhüllten Hauptes oft ein rührendes Bild der Demuth, Milde, Innigkeit, Andacht geben“. Die Inschrift am Monumente lautet: Anno Dni MCCXCVII in die bti Ypoliti obiit bta Gerdrudis, felix mater hujus conventus, filia sce Elyzabet Landgravie Thuringie. Von den übrigen Epitaphien der Kirche ist noch das in Sandstein gehauene des Grafen Bernhard II. von Solms-Braunfels aus dem 15. Jahrhundert zu erwähnen. Es stellt denselben betend lebensgross in Relief dar, über ihm die Verkündigung Mariä. Eine andere Abbildung in Lebensgrösse soll dem Grafen Heinrich III. von Solms-Braunfels, gest. 1312, gelten. Von den übrigen Denkmälern und Gemälden, welche die Kirche bewahrte, sind die werthvollsten in die Gallerie nach Braunfels gekommen; unter den noch vorhandenen ist ein in Holz geschnittenes Muttergottesbild mit dem Christuskind auf dem Arme, und ein Schrein mit Relieffiguren, welche Momente aus dem Leben der Maria darstellen, zu bemerken. Sie befinden sich in dem auf gothischem Gewölbe ruhenden Nonnenchor. Die Gründung des Klosters fällt in die zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts; auch hat sich eine auf sie bezügliche Sage erhalten. Es wird nämlich erzählt, die Gemeinden Dalheim und Obernbiel, über die Grenzen ihrer Viehtriften auf „dem alten Berge“ in Streit gerathen, hätten einen Priester Gottfried zum Vermittler in demselben gewählt. Dieser hätte das streitige Gebiet für sich erbeten und beschlossen, zur Ehre und Verherrlichung Gottes eine Kirche auf demselben

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)