Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/121

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Lage Weilburgs geben. Denn das ist das Charakteristische und zugleich Reizende derselben, dass die Lahn, deren enges Thal jenseits von steilen, in Terrassen aufsteigenden Gärten, von Wald und Gebüsch und von einer schroff sich emporthürmenden Felsenpartie begrenzt ist, die Stadt in einem Bogen umfliesst, dessen Endpunkte sich so nahe berühren, dass auf dem Sattel, welcher dieselbe mit den umliegenden Anhöhen verbindet, nur für die mit Linden bepflanzte, nach Wetzlar und Frankfurt führende Chaussee und die an ihr erbauten Häuser Raum geblieben ist. Diese Bodenbeschaffenheit hat die Stadt in alten Zeiten, wo noch kein Geschütz dieselbe von den nahen Anhöhen bedrohen konnte, zu einem sehr festen und leicht zu vertheidigenden Punkt gemacht. Daher ist es nicht zu verwundern, dass schon die salischen Conradiner, die im mittleren Lahnthal ansässig waren, hier eine ihrer Hauptburgen gegründet haben. In westlicher Richtung schliesst sich an die schroffen Felsabhänge, welche das Flussthal begrenzen, ein allmählig sich zu einem höheren Bergkamm hinaufziehender Buchwald, der mit seinem frischen Grün in die Strassen der Stadt hineinleuchtet, und aus dem der Gesang der Vögel gar vernehmlich herübertönt. Nach Osten und Norden hin ziehen sich Felder bis zum Rande des Thals herab, aber ihr Einerlei ist sehr anmuthig durch die herrlichen alten Lindenalleen, welche die Landstrassen nach Frankfurt und nach Limburg beschatten, unterbrochen. Der Fahrweg zur Stadt führt über die Lahnbrücke, und zieht sich dann am Berge hinauf zur Höhe derselben; für Fussgänger ist indessen auch auf der Eisenbahnbrücke eine Passage eröffnet, die uns auf kürzerer Strecke in das Innere der Stadt führt. Hier treten wir durch das nach Art eines römischen Triumphbogens erbaute Landthor in dieselbe ein. Die reinlichen Strassen sind meist mit zweistöckigen Häusern im Style des vorigen Jahrhunderts bebaut, welche uns

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/121&oldid=- (Version vom 1.8.2018)