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des westlichen Flügels dem Brustbilde Wilhelms des Verschwiegenen, dessen interessante Züge sehr ernst und sinnend über der Halskrause hervorschauen; ferner dem des grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm mit dem kühnen Blick und der kräftigen Adlernase. Auch Bilder der Grafen von Nassau, der Fürsten Johann Ernst, Friedrich Wilhelm und des Herzogs Wilhelm, sowie der Sayn-Hachenburgischen Verwandten erregen theils wegen der Bedeutung der Person, die sie darstellen, theils wegen der trefflichen Ausführung unser Interesse. Besonders werthvoll ist das in dem sogenannten Kurfürstenzimmer oder dem Thronsaal befindliche Familiengemälde von Tischbein, welches die fürstliche Familie in dem knappen Kostüm des Anfangs unsers Jahrhunderts darstellt. Ausserdem sind zwei Zimmer mit werthvollen Gobelins ausgestattet, diejenigen im Billardzimmer die vier Erdtheile Europa, Asien, Afrika und Amerika darstellend, während die weit prachtvolleren in einem Gesellschaftszimmer Jagdscenen aus dem Telemaque zum Gegenstand haben. Von seltenen Möbeln sind ein chinesischer Ofenschirm, das chinesische Porzellan im sogenannten Goldkabinet, ein Secretär aus dem Jahre 1551 mit Schnitzwerk, ein Schrank mit Trümmerachat ausgelegt, und ausserdem manche andere Stücke im Renaissancestyl zu bemerken. Das gewaltige, mit vergoldeten Greifenköpfen und -Klauen verzierte Bett in einem der nächsten Zimmer stammt aus der Yacht eines Kurfürsten von Trier aus dem Geschlechte der Greifenklau, und ist, als Ehrenbreitstein im Jahre 1802 nassauisch wurde, vom Rheine hierher gebracht worden. – Auch in den Orangeriesälen ist noch eine Anzahl Gemälde untergebracht, unter ihnen das Bild Napoleons I. im Krönungsornat, ein Geschenk des Kaisers an den Fürsten Friedrich Wilhelm, und diejenigen Friedrichs des Grossen und der Kaiserin Maria Theresia.

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)