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Dienstleistungen, und nicht minder wegen der Klugheit seines Rathes stand er bei König Otto auch in hohen Ehren und wurde von ihm der Freundschaft gewürdigt. Seine kleine Gestalt, welche ihm den Namen Kurzbold zugezogen hat, trug nicht wenig dazu bei, die ihr inwohnende ungewöhnliche Körperkraft und die Tapferkeit und Unerschrockenheit seines Geistes in ein noch glänzenderes Licht zu stellen. So soll er einst einen riesigen Saracenen, der mit trotzigem Uebermuthe einen Gegner zum Zweikampfe suchte, wie ein zweiter David niedergeworfen und getödtet haben. Auch wird von ihm berichtet, dass, als er einst mit König Otto in dessen Zelte gesessen habe und ein dem Käfig entsprungener Löwe blutdürstig in dasselbe eingedrungen sei, er diesen mit Einem Schwertstreich getödtet und sich und dem Kaiser damit das Leben gerettet habe. Kein Wunder, dass wegen dieser und ähnlicher ecclatanter Proben gewaltiger Kraft und kaltblütiger Unerschrockenheit er ein Lieblingsheld des Volkes wurde, das ihn in manchen, leider verloren gegangenen Liedern besang. Auch Züge origineller Sonderbarkeit werden von ihm berichtet. So soll er in dem Grade Weiberhasser gewesen sein, dass er nie in ein Haus einkehrte, wo er welche zu finden vermuthen musste. Conrad Kurzbold starb unvermählt im Jahr 948 und wurde in der von ihm gegründeten Kirche zu Limburg begraben. Das Grabmal im Dome, das aus einer weit späteren Zeit stammt, ist schwerlich auf seiner Grabstätte errichtet. Ihm folgte im Gaugrafenamt Eberhard, der dritte dieses Namens unter den Conradinern des Lohngaus, mit dessen Abtreten die letzte Spur des grossen Geschlechtes in dieser Gegend verschwindet. Mit seinem Erlöschen ging die Vogtei über die Kirche und das Stift zu Limburg, welcher die Herrschaft Limburg ihre Entstehung verdankt, an die mit den Luxemburgern verwandten Grafen von Gleiberg über. Graf Hermann von Gleiberg, Gegenkönig Heinrichs IV.,

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/150&oldid=- (Version vom 1.8.2018)