Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/155

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nachdem Kurtrier die Landeshoheit über Limburg erlangt hatte, wurde die Stadt der Mittelpunkt seiner Besitzungen auf der rechten Rheinseite. Doch sah sich auch das Erzstift genöthigt, zuerst an Frank von Cronberg und dann an Ludwig von Hessen einen Theil derselben zu verpfänden (1435), welchen, nachdem die Reformation Eingang in die Stadt gefunden, wiederzugewinnen erst dem Kurfürsten Philipp Christoph im Jahre 1624 gelang. Während des dreissigjährigen Kriegs hatte Limburg durch Freund und Feind vieles zu leiden. Schon vom Jahre 1623 heisst es: „Der Durchmärsch’ und Einquartirung hat es im Lohngau kein Ende nehmen wollen“; 1631 wurde die Stadt von den Schweden besetzt; 1635 wurde sie den Franzosen von den Kaiserlichen entrissen und dabei ausgeplündert. Auch in den Jahren 1642 und 43 sah dieselbe eine französische und einen Theil der pragmatischen Armee in ihren Mauern, sowie sie auch während des siebenjährigen Kriegs in den Jahren 1758 und 59 von Sachsen und Hannoveranern besetzt wurde. Doch waren diese Kriegsnöthen „Kinderspiel“ gegen die Gräuel und Schrecken, welche in den Revolutionskriegen über die Stadt kamen. Die Jourdan’sche Armee, die unbändigste unter allen Revolutionsarmeen hat hier an der Lahn, und zumal in Limburg und Hadamar, zuerst im Jahre 1795 ihren wohlverdienten Ruf einer räuberischen und schamlosen Bande erlangt. Am 20. September wurden von den Franzosen über 2000 Kugeln und Bomben in die Stadt Limburg, welche die Oesterreicher besetzt hielten, geworfen. Als diese sie heimlich verlassen hatten, wurde eine Plünderung über sie verhängt, die Vorstadt über der Lahn niedergebrannt und mit unerhörter Rohheit und Bestialität gegen die Bewohner verfahren. Auch in dem Jahre 1796 wiederholten sich Truppendurchzüge und Plünderung, und beim Rückzug der Franzosen ähnliche Calamitäten; und noch einmal, im November 1813; war

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)