Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/159

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Kirche mit Glasmalereien im Chor, gehörte früher zum Kloster der Franziskaner, welche hier zuerst in Deutschland Eingang gefunden haben. Gerlach, Herr zu Limburg, brachte nämlich ums Jahr 1223, von einem Kreuzzuge zurückkehrend, einige Franziskaner mit hierher, welche ein Kloster bauten und im Jahre 1250 ihre Kirche einweihten. Später wurde ihnen die höhere Bildung der Jugend anvertraut, da die Lehrstellen des zu Limburg errichteten Gymnasiums aus ihnen besetzt wurden. Das Franziskanerkloster, ein sehr geräumiges Gebäude, dient jetzt dem Bischof und mehreren Chorherren zur Wohnung, während ein anderer Flügel desselben dem Priesterseminarium eingeräumt worden ist. Auch die Franziskanerschwestern kamen schon früh, 1251, nach Limburg; ein ihnen im fünfzehnten Jahrhundert erbautes Kloster dient jetzt zum städtischen Armenhause. In der Dietzer Vorstadt liegt die von den Wilhelmiten erbaute ansehnliche St. Annen- oder Hospitalkirche. Diesem Orden war von Gerlach von Limburg eine Lahninsel zur Ansiedelung eingeräumt worden, doch nöthigten ihn die Ueberschwemmungen des Flusses, dieselbe zu verlassen. Er erbaute daher hier im Jahre 1322 Kirche und Kloster, welches letztere im Jahre 1573 von ihm der Stadt zum Hospitale abgetreten worden ist. Auch in der St. Annenkirche befinden sich einige Glasmalereien. Eine vierte Kirche, die evangelische, ist noch im Bau begriffen; sie ist klein, aber freundlich und geschmackvoll, und liegt in der Nähe des Bahnhofs. Von andern Gebäuden der Stadt ist noch der Walderdorff’sche Hof zu bemerken, ein stattlicher, hoch die übrigen Häuser überragender Bau an der Fahrgasse, der einzige Sitz von früher hier einheimischen Burgherrn, welcher in den Händen der Familie, der Grafen von Walderdorff, geblieben ist. Der in ihm befindliche Bildersaal ist sehenswerth. – Die Lahnbrücke mit dem auf ihr sich erhebenden Thorthurm ist eine der ältesten, welche über den Fluss führen, da sie schon

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)