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denn auch hier sind in neuerer Zeit reiche Lager von vorzüglichem Eisenstein aufgeschlossen worden. Bis etwa vier Stunden von der Mündung aufwärts ist das Thal weit und anmuthig und voll reicher und schöner Ortschaften. Die erste derselben, Freiendietz, liegt, wie schon erwähnt, ganz nahe bei dem Dietzer Bahnhof. Nach einer Feuersbrunst, die im Jahre 1817 fast das ganze Dorf in Asche legte, ist dasselbe regelmässig aufgebaut; auch die Kirche mit ihrem schlanken Thurme verräth sich als ein Bauwerk neuster Zeit. Eine halbe Stunde weiter aufwärts liegt Holzheim, in dessen Nähe die Ruine der Burg Ardeck, welche schon im Dietzer Bahnhof die Aufmerksamkeit des Touristen auf sich zieht, von der steilen Anhöhe ins Thal herabschaut. Sie ist im Jahre 1395 vom Grafen Adolf von Nassau-Dillenburg erbaut worden und war der Sitz von Adligen der Grafschaft Dietz. Ob schon früher an derselben Stelle eine Burg (Ardenburg) gestanden, wie die Limburger Chronik berichtet, ist nicht sicher zu erweisen. Von der Geschichte von Ardeck ist wenig oder nichts zu berichten, obgleich die Burg noch i. J. 1624 unversehrt und in voller Wehre gestanden hat. Dagegen erzählen sich die Umwohner eine Spuckgeschichte, welche in ihren Mauern zur Adventszeit sich zutragen soll. Dann krönen sich der schlanke Wartthurm und die Mauern mit Dächern und Zinnen, heller Lichterglanz strömt aus ihren Fensteröffnungen in die Nacht, man hört das Klingen der Pokale und sonstiges Geräusch eines Gelages; eine Chaise, die ausgefahren, um in Limburg Gäste zu diesem zu holen, kommt donnernd durch den Thorweg zurück. Zu einem solchen Gelage soll denn auch ein Kind des achtzehnten Jahrhunderts in der Person des Bürgers Anton Seipel von Dietz gekommen sein, der, von Limburg nach Hause zurückkehrend, sich müde auf die vorüberfahrende Kutsche setzte und, bald in süssen Schlummer verfallen, nach der Burg gebracht, von den zechenden Gesellen

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)