Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/183

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von jetzt an blieb das Schloss die Residenz der Fürsten von Anhalt-Schaumburg. Urenkelin des zuletzt erwähnten war die Erbprinzessin Hermine, welcher nach dem Tode ihres Vaters die Schaumburgischen Länder zufielen, und die sich im Jahre 1815 mit Erzherzog Joseph, Palatinus von Ungarn, vermählte, dessen Sohn, Erzherzog Stephan, der jetzige Besitzer der Standesherrschaft und seit 1848 auch der ständige Bewohner des Schlosses ist.

Wenn schon unter der Herrschaft der Anhalt-Schaumburger an die Stelle der alten, engen Burg ein weitläufiges Schloss in modernem Style getreten war, so hat der jetzige hohe Inhaber durch den umfassenden, von Oberbaurath Boos in Wiesbaden geleiteten Bau des neuen Flügels dasselbe noch mehr erweitert, aber ihm zugleich den Charakter des mittelalterlichen Baustils wiedergegeben. Dieser Neubau, durch dessen hohes Thor man in den inneren Schlosshof tritt, ist auch dem Besucher geöffnet. In seinem unteren Stocke befindet sich der reinliche und zierliche Marstall, in dem zweiten der sehr geschmackvoll eingerichtete Bibliotheksaal und die schön geordnete, überaus sehenswerthe Mineraliensammlung, welche nicht nur eine Fülle von Erzen, Gesteinen, Petrefacten aller Art, sondern auch unter ihnen ebenso seltene, wie prachtvolle und kostbare Exemplare enthält, von denen wir nur die Gold- und Silberstufen und die herrlichen Bergkrystalle hervorheben. Doch wird der Kenner noch durch viele andere Seltenheiten, welche er hier antrifft, seinen Gang reichlich belohnt finden. Der höchste Thurm des Schlosses wird auf einer schwebenden Treppe erstiegen. In einzelnen Stockwerken desselben sind Waffen und Rüstungen aufgehängt; auch findet sich hier in einer Nische, die nach einem alten Bildnisse entworfene Statue Peter Melanders. Von der Gallerie des Thurms geniesst man eine herrliche Fernsicht, denn nicht blos blickt das[WS 1] Auge hier in die tiefen,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: da
Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)