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Das jenseits der Balduinsteiner Schlucht romantisch gelegene Hausen, welches Erzherzog Stephan von dem Herrn von Stein durch Kauf an sich gebracht hat, und das er zuweilen als Sommerresidenz benutzt, kann von Schaumburg aus auf bequemem Weg in weniger als einer halben Stunde erreicht werden. Der kleine Park dieses freundlichen Landsitzes, welcher zur Frühlingszeit von einem wahren Blüthenmeere umgeben ist, zieht sich bis zum Bahnhofe von Balduinstein hinab und erfreut durch schöne Anlagen und reizende Aussichtspunkte. Auch die dort befindlichen Gewächshäuser sind nicht ohne Interesse.

Was uns aber den Besuch des Schlosses Schaumburg und seiner Umgebung, dieses köstlichen, an Naturschönheiten, Kunstwerken und sonstigen Sehenswürdigkeiten so reichen Punktes noch erfreulicher macht, das ist der Geist des Wohlwollens und der wahrhaft fürstlichen Liberalität, dessen Spuren man hier oben überall begegnet. Derselbe hohe Sinn, welchen Erzherzog Stephan den Bewohnern seiner Standesherrschaft gegenüber offenbart, die ihm nicht umsonst mit wahrem Enthusiasmus zugethan sind, die wahre Menschenfreundlichkeit, welche ihn in die Dorfschulen führt, um von dem Zustande derselben Einsicht zu nehmen, und nach Umständen die Kleinen durch ein huldvolles Geschenk zu erfreuen und zu ermuntern, welche ihn Jugendfeste veranstalten lässt, bei denen er sich mit herablassender Freundlichkeit in der Mitte der jubelnden Bevölkerung bewegt, zeigt sich als edle Gastlichkeit den Fremden gegenüber, welchen er, obwohl er fast beständig auf Schloss Schaumburg wohnt, und obwohl seit der Eröffnung der Eisenbahn der Zug derselben oft caravanenartig wird, doch den Weg zu allen Sehenswürdigkeiten seines Schlosses öffnen lässt. Und wie er es versteht, wenn die Gelegenheit es gibt, auch den Wirth zu machen, davon wissen die Hunderte rühmend zu erzählen, welche im vorigen

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/185&oldid=- (Version vom 1.8.2018)