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geehrt, sowie er auch die schon erwähnte Statue in einer Nische des Schlossthurms zu Schaumburg hat aufrichten lassen. Auch die Gemahlin Melanders, Agnes, geborene von Effern, ist in der Gruft zu Holzappel ihm zur Seite beigesetzt. Ein dritter und vierter Sarg umschliessen die Gebeine seines Schwiegersohns, des Fürsten Adolph von Nassau-Dillenburg, und seiner Tochter Elisabeth Charlotte. Diese, als Fürstin in der Esterau und der Grafschaft Schaumburg wegen ihrer Leutseligkeit und Wohlthätigkeit hoch verehrt, hat sich noch ein ganz besonderes Verdienst erworben durch die Aufnahme mehrerer Züge Waldenser Exulanten in ihr Land. Der erste aus dem Klusenethal, vom Prediger Daniel Martin, einem wahren Märtyrer für den Glauben, geführt, sollte in dem Thale zwischen Holzappel und Laurenburg angesiedelt werden, und schon waren der Wald abgetrieben, Maulbeerbäume gepflanzt und die Weinberge von Laurenburg abwärts durch die Waldenser neu angelegt, als der Einfall der französischen Truppen in die Pfalz im Jahre 1688 diese veranlasste, nach Hessen zu entfliehen. Im Jahre 1699 erbaute die Fürstin in Folge eines sechsten Zugs, den alten Plan verlassend, auf einer Anhöhe bei Holzappel zehn Häuschen, welche zum Theil noch in ihrer ersten Gestalt dort stehen und verlooste sie an 10 Exulantenfamilien. Das Dörfchen, wo sich später noch einzelne andere Waldenser ansiedelten, wurde nach der Gründerin Charlottenberg genannt und bildete eine besondere Kirchengemeinde. Da indessen im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts die aus Holland fliessenden Unterstützungen für die Dotation einer Kirchengemeinde ausblieben, wurden die Bewohner dem nahen Kirchspiel Dörnberg incorporirt, wo auch noch das alte wallonische Kirchenbuch in der Pfarrregistratur zu sehen ist. – Ausser den obengenannten Personen sind auch noch spätere Nachkommen Peter Melanders in der Gruft zu Holzappel beigesetzt; die Särge sind zum Theil beschädigt,

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/192&oldid=- (Version vom 1.8.2018)