Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/211

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Obernhof setzt die Bahn wieder auf die rechte Seite des Flusses; auf der Brücke der schönste Blick auf die Abtei Arnstein; unmittelbar darauf der Obernhofer Tunnel; dann durchschneidet die Bahn das Eynarthal; links Burg Langenau mit waldigem Hintergrunde; nach abermaliger Fahrt durch einen Tunnel zeigt uns ein Blick rückwärts beide zugleich, die Burg im Vordergrunde, während zwischen den dahinter sich erhebenden Waldbergen die Thürme der Abtei noch einmal zu uns herüberwinken. – Nun durchschneidet, dem Hofe Holerich gegenüber, die Bahn in dem letzten ihrer Tunnels den Berg, auf welchem die Felsenkuppe der Hohenley kühn in die Lüfte steigt. Eine breitere Thalfläche, von Wald und Weinberg begrenzt, nimmt uns jetzt auf; im Hintergrunde erhebt sich der waldige Bergkegel, welcher den alten Thurm der Burg Nassau trägt; bald erscheint auch jenseits der Lahn auf einer Erhebung Bergnassau mit seinem hochbedachten Recepturgebäude, und sodann in überaus anmuthiger Lage im Thal das Städtchen Nassau, welchem wir uns, zwischen Wiesen und an fruchtbaren, mit Obstbäumen besetzten Feldern hinfahrend, rasch nähern.

Dass das Städtchen Nassau, so freundlich es uns anlacht, doch nicht modernen Ursprungs sei, sagt uns der runde, graue Thurm, den wir als Rest der früheren Befestigung vor uns erblicken. Doch lässt uns derselbe nicht ahnen, dass das Alter des Ortes bis ins achte Jahrhundert hinaufreicht. Nassau kommt nämlich schon 790 unter dem Namen Nasongä in einer alten Urkunde vor, in welcher Karl der Grosse hier gelegene Güter an die Abtei Prüm schenkt. Ursprünglich war es eine königliche Villa, von der aus die Kaiser in dem benachbarten Kammerforste Spurckenburg des Waidwerks pflegten. König Conrad schenkte 915 die Villa, die jetzt Nassowa genannt wird, an das Walpurgisstift in Weilburg, von dem sie im

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/211&oldid=- (Version vom 1.8.2018)