Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/36

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zu erhalten, bedarf es nur, auf die 180 Fuss höher gelegene sogenannte Stiegelburg hinanzusteigen. Hier auf der kahlen, nur von Ginstern und niedrigem Gebüsche bedeckten Höhe eröffnet sich uns nicht nur über die nahe Umgebung, sondern auch in die Ferne ein überraschender Rundblick, welcher nur in östlicher Richtung durch die nahe gelegenen Wittgensteiner Waldberge beschränkt wird. Unmittelbar vor uns liegt das Siegener Bergland mit seinen zahllosen, chaotisch durcheinander geworfenen, waldbewachsenen Höhen, aus denen man nach des Führers Weisung leicht die Martinshard, unter welcher der berühmte Müsener Stahlberg liegt, und den erzreichen Kindelsberg herausfinden kann. Angebaute Berghohen gewahrt man nur wenige, noch weniger Wohnungen der Menschen; nur die hochgelegene Kirche des Rödchen unfern von Siegen blinkt uns aus den grünen Höhen freundlich entgegen, während in mehr nördlicher Richtung der weisse Streifen der aus dem Thale aufsteigenden „länderverknüpfenden Strasse“ uns an menschlichen Verkehr erinnert; die zahlreichen Ortschaften mit ihren Hütten-, Walz- und Hammerwerken, von denen der Siegener singt: „Die Erde bebt, wenn unsre Hämmer schlagen“, bleiben in der Tiefe der grünen Thäler dem Blicke entzogen. Aber noch auf Einen Punkt müssen wir unser Auge richten; dort in nordwestlicher Richtung die waldige Höhe ist der Gillerskopf, auf welchem, wie uns Jung Stilling in seiner Biographie erzählt, Grossvater Eberhard die Köhlerei betrieb, und unter demselben liegt in einsamem Thale das Dörfchen Grund, der Geburtsort dieses originellen, durch seine Lebensschicksale eben so merkwürdigen, wie durch seine Schriften berühmten Mannes. – Hinter den grünen Höhen des vor uns ausgebreiteten Siegener Landes hebt sich in duftiger Ferne eine Gruppe kühnaufstrebender Berge empor: es ist das Siebengebirge, das, vom Rhein herüberwinkend, den Horizont nach

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)