Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/40

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vor einigen Jahrzehnten um ein bedeutendes Stück abgetragen, nur durch sein ausweichendes Mauerwerk auf hohes Alter schliessen lägst, so deuten dasselbe noch sicherer die sehr schmalen Kirchenfenster im Rundbogenstyl schon von Aussen an. Ist man ins Innere getreten, so erweist sie sich als dreischiffig; kurze, viereckige Pfeiler mit einfacher, starker Ausladung, an denen eigenthümlicher Weise nicht nur vorn, sondern auch zu beiden Seiten die übliche Halbsäule bis zu dieser derb hervorspringt, sind im Mittelschiffe durch oben nur wenig zugespitzte Quergurten mit einander verbunden. Das Kreuzgewölbe ist sehr flach angelegt. Eine Chornische schliesst das Mittelschiff der Kirche ab, das nur um eine Mauerbreite über die Seitenschiffe hinausragt. In der Nähe dieses alten Ortes waren auch Adelsgeschlechter schon frühe angesiedelt; auf zwei Bergkuppen links und rechts der Lahn haben ihre Schlösser gestanden, von denen das eine, Dernbach, nur in seinem Namen auf unsere Zeit gekommen ist, während von Neuschönstätt sich noch Reste von Mauerwerk und Kellergewölbe vorfinden. Wie die Sage geht, haben die Bewohner derselben hauptsächlich durch Wegelagern an der alten Strasse, welche das Eder- und Siegthal verbunden hat, Unterhalt und Zeitvertreib gefunden. – Unterhalb Feudingen deuten einige Häuser durch ihren Namen „Feudinger Hütte“ an, dass hier in früheren Zeiten Eisen geschmolzen worden ist. Die grosse Schwierigkeit, mit welcher die Herbeischaffung des Erzes von ziemlich fernen nassauischen Bergwerken zu einer Zeit verbunden war, wo der Wegbau noch im Argen lag, mag das Eingehen der Hütte veranlasst haben. An der Feudinger Hütte vorüber führt der Weg über das Dörfchen Bermershausen durch das wieder sich verengende Thal nach Sassmannshausen, wo ebenfalls eine Strasse vom Gebirge herab, von dem etwa 3 Stunden entfernten Berleburg, dem Stammsitz der Linie Wittgenstein-Berleburg,

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)