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diejenigen mehrerer anderer Landgrafen von Hessen, und ausserdem die Portraits von über fünfzig Professoren. Unter vielen berühmten Namen begegnen wir auch dem des in neueren Zeiten erst zu Ehren gekommenen Erfinders der Dampfmaschine, Dionysius Papin.

An die Kirchen der Stadt schliesst sich ihr Rathhaus würdig an. Es ist zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts erbaut, und imponirt ebenso sehr durch seinen aufstrebenden Bau, welchen die hohe Lage vom Thale aus noch bedeutender erscheinen lässt, wie durch seine Alterthümlichkeit. Ausserdem ist noch das im westlichen Theile der Stadt gelegene kurfürstliche Palais, und in dessen Nähe das Bibliotheksgebäude zu erwähnen, bei dessen Errichtung auch Räume des früheren Barfüsserklosters verwendet worden sind. Die Bibliothek zählt über 113,000 Bände und besitzt schöne Incunabeln. Höher am Schlossberge gelegen, in südöstlicher Richtung unter dem Schlosse erhebt sich das vom Landgrafen Ludwig IV. erbaute, stattliche Kanzleigebäude, das jetzt der Regierung eingeräumt ist. Dicht an der Elisabethenkirche liegt das sog. deutsche Haus, die Komthureigebäude des deutschen Ordens, der für die hessischen Länder in Marburg seinen Mittelpunkt hatte. Ausser diesen Bauten älteren Ursprungs besitzt die Stadt noch mehrere ansehnliche modernen Charakters; unter ihnen ist vor allen die in der Ketzerbach gelegene, in edlem Style aufgeführte Anatomie zu erwähnen. In der in ihr befindlichen Sammlung anatomischer Präparate ist besonders das Skelett eines acht Fuss grossen Riesen zu bemerken. Auch die Sternwarte, auf der Mitte des Schlossbergs nach Norden zu erbaut, ist neu, und gewährt mit ihrem Thurme und der breiten Fronte einen sehr freundlichen Anblick. In ihren Räumen befindet sich auch das sehenswerthe physikalische Kabinet der Universität. Und wenn wir nun noch das Landkrankenhaus im Thale, der Sage nach an der Stelle erbaut, wo das Hospital der

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)