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bedeutende dreistöckige Bau, der grösste der Stadt, welcher auf der Anhöhe unfern der katholischen Kirche sich erhebt, und deshalb doppelt imposant erscheint. Er vereinigt in sich die Universitätsbibliothek, die über 100,000 Bände zählt und viele Handschriften aufzuweisen hat, das Münz- und Antikenkabinet, das akademische Hospital und die beiden Kliniken. Das Gebäude war übrigens zur Kasernirung eines hessischen Regiments bestimmt, nachdem aber Streitigkeiten der Soldaten mit den Studenten die Verlegung desselben veranlasst hatten, wurde es der Universität eingeräumt. In dem zu ihm gehörigen Hofraume befindet sich auch das von Liebig angelegte chemische Laboratorium der Hochschule. Auch das ansehnliche neue Anatomiegebäude mit den in zwei Seitenflügeln aufgestellten anatomischen und zoologischen Sammlungen liegt in dem neuen Stadttheile unfern der Universitätsbibliothek. Das Collegiumsgebäude, dessen der Antiquarius als eines „kostbaren“ im Jahre 1608 errichteten Baus Erwähnung thut „mit seinen Auditoriis für alle Facultäten und seinen artigen Altanen zum Gebrauche der mathematischen und astronomischen Instrumente, wie man schwerlich auf irgend einer deutschen Universität antreffen wird“, steht nicht mehr; an seine Stelle ist die jetzige Aula gebaut. Der in der Nähe derselben befindliche runde Thurm, der Heidenthurm genannt, lässt vermuthen, dass hier die alte Burg von Giessen gestanden habe. Hinter der Aula dehnt sich der botanische Garten mehr als zehn Morgen weit aus; er ist einer der ersten, den es bei Universitäten gegeben hat, denn er ist schon im Jahre 1609 angelegt worden. Hier findet sich das Denkmal, welches dem als Gelehrten und Menschen gleich ausgezeichneten Fr. Ludw. Walther († 1824), der sich auch um diesen Garten sehr verdient gemacht hat, errichtet worden ist. Von den übrigen Gebäuden der Stadt ist noch das 1586 vom Landgrafen Ludwig IV. erbaute Zeughaus auf dem

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)