Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/91

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von der Stadt Wetzlar erhalten wir aus einer Urkunde Otto’s des Grossen vom Jahre 943. Sodann kommt sie im zwölften Jahrhundert als Wetflaria in zwei Urkunden vor, in deren letzterer Kaiser Friedrich I. ihr alle Vorrechte im Handel verlieh, welche Frankfurt am Main besass, ein Beweis, dass die Stadt mindestens schon lebenskräftig und entwicklungsfähig war. Auch aus der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts hören wir urkundlich von ihr; im Jahre 1252 bestätigte nämlich Kaiser Konrad IV. alle der Stadt von seinem Vater und den früheren Kaisern ertheilten Rechte. Gegen Ende dieses Jahrhunderts soll Wetzlar nach einer unverbürgten Sage der Schauplatz einer grossartigen Betrügerei gewesen sein. Es wird nämlich erzählt, dass im Jahre 1280 sich ein Mann, Namens Tilo Kolup oder Holzschuh, zuerst am Niederrhein, sodann in Frankfurt als Kaiser Friedrich II. ausgegeben habe und in Wetzlar als solcher wohl aufgenommen worden sei. Kaiser Rudolph sei darauf dorthin gezogen, und habe ihn gefangen genommen und in dem „Kaisersgrund“ mit mehreren Genossen verbrennen lassen, im Jahre 1284. Ein Kammergerichtsassessor, von Gülich, liess im Jahre 1787 als Besitzer jenes Grundes einen Denkstein mit einer dahin lautenden lateinischen Inschrift dort errichten.

Die Lage von Wetzlar, welches, Reichsstadt geworden, zwischen dem Gebiete der Hessischen und Nassauischen Grafen eingeschlossen war, bedingte in den folgenden Jahrhunderten seine Geschichte. Diese erscheint nämlich als ein steter Wechsel und ein beständiges Schwanken der Stadt von einem zum andern Nachbar, und dem entsprechend ging auch die Reichsvogtei über dieselbe bald auf diesen, bald auf jenen über. Zuweilen auch trat sie mit den wetterauischen Reichsstädten in Bündnisse gegen beide Dynastien, und als das Haus Solms mächtiger zu werden begann, gerieth sie auch mit diesem Nachbar häufig in Fehden. Auch den im

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)