Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/29

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bis dahin zur Ausfüllung der oberen Teile der Wände als ein Bestandteil der Kunstkammer inmitten von Raritäten aller Art kaum genügend betrachtet werden konnten, dienten jetzt zur Ausschmückung der vom Hof benutzten Räume und sie luden jetzt ganz anders als früher zu ihrem Genuß ein. Doch war das nur ein Provisorium.

Um dieselbe Zeit trug sich August der Starke mit Plänen für einen großen Schloßneubau, die er allerdings infolge der kriegerischen Unruhen zunächst wieder zurückstellen mußte, um bald darauf einer fürstlichen Liebhaberei der Zeit nachzugehen und sich an Stelle des alten Zwingergartens am hohen Wall eine Orangerie errichten zu lassen, die gleichzeitig auch als Schauplatz für ritterliche Spiele und Feste dienen sollte. Während diese, der heutige „Zwinger“, im Bau war, knüpften daran großzügige Pläne des Königs an, in Erweiterungsbauten des Zwingers bis zur Elbe und über den westlichen Festungswall hinaus alle Arten von Museen und Räume für künstlerischen und festlichen Genuß dieser „Schauburg“ anzugliedern, von denen die künstlerischen und wissenschaftlichen Sammlungen jede für sich ihre wirkungsvolle und das Studium wie die Betrachtung erleichternde Aufstellung erhalten sollte. Das bedeutete das Ende der alten Kunstkammer.

Zwar sind die geplanten Erweiterungsbauten zum Zwinger nicht zur Ausführung gekommen, dagegen aber hat August der Starke bekanntlich seine Absicht, die Sammlungen seines Hauses neu zu organisieren, zum größten Teil durchgeführt, wenn auch in bescheideneren Verhältnissen als anfangs geplant war. In den Galerien und Pavillons des Zwingers kamen 1728 die einzelnen seither in der Kunstkammer vereinigten Sammlungen zu gesonderter Aufstellung in systematischer Anordnung ihrer Bestände, so die Bibliothek, die Sammlung von Instrumenten (Mathematischer Salon), die Kupferstichsammlung, die Naturaliensammlung, die Münz- und Medaillensammlung und zuletzt auch 1733 die Reste der Kunstkammer, die jenen Sondersammlungen nicht hatten zugewiesen werden können. Eine einzige Ausnahme sollte die Porzellansammlung bilden. Für diese seine leidenschaftlichste Liebhaberei hat er bekanntlich das Japanische Palais errichten lassen und er wollte dort, ähnlich wie es im Grünen Gewölbe in kleinerem Umfang geschehen ist, die zusammengehörigen Gruppen seiner um die Meißner Erzeugnisse wesentlich bereicherten Sammlung in immer neuem Wechsel ihres dekorativen Zusammenklingens zu prachtvollsten Raumausstattungen verwenden. Sein vorzeitiger Tod hat dies verhindert. Doch