Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/30

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ist der in der Welt einzig dastehende Besitz der Sammlung an chinesischen und japanischen Porzellanen ihrer Blütezeiten nur ihm zu verdanken. Für seinen Besitz an Kostbarkeiten in Juwelen, in den besten Erzeugnissen der Gold- und Silberschmiedekunst und der Kleinkünste hat er aber die künstlerische Ausstattung und Aufstellung des Grünen Gewölbes in gleicher Art vollständig durchführen können, und er hat auch die übrigen Sammlungen wenigstens methodisch zusammengebracht. Unter den Resten der Kunstkammer waren allerdings noch wertvolle Gruppen wie einige Kunstschränke, die erst 1914 in das Grüne Gewölbe kamen. Manche durch Vernachlässigung unansehnlich gewordene oder in ihrem Wert verkannte Stücke der Kunstkammer wurden aber leider 1832 versteigert, darunter einige höchst wertvolle Gegenstände, wie die kunstvoll ausgestattete Drahtziehbank des Kurfürsten August, eine Arbeit des Dresdner Kunstschreiners Leonhard Tanner, die seitdem im Cluny-Museum einer höheren Wertschätzung teilhaftig wird. Der Rest der Kunstkammer kam im 19. Jhdt. in das Historische Museum (die alte Rüst- und Inventionskammer) und der alte Name der Kunstkammer ist mit diesem erhalten geblieben. Doch würde mit größerer Berechtigung dieser Name mit der Sammlung im Grünen Gewölbe zu verbinden sein, in welche die für den Kunstgeschmack und die Sammeltätigkeit des 16. und 17. Jhdts. charakteristischsten Bestandteile der Kunstkammer außer Naturalien und Instrumenten überführt worden sind.

Aus der Kunstkammer stammen im Grünen Gewölbe die meisten Gegenstände des Elfenbeinzimmers, die silbervergoldeten Gefäße und solche mit Perlmuttermuscheln, Kokosnüssen, Straußeneiern und Nephritkörpern, die Schalen und Gegenstände aus Halbedelsteinen, die Gefäße aus Serpentin, die Gefäße mit Körpern aus Bergkristall, die Greifenklauen und Gefäße aus Rhinozeroshorn, die Kunstkästchen aller Art, die Uhren in künstlerischen Gehäusen, die Eßbestecke, die Gefäße aus kunstvollem Glas, die Mosaik- und Pietraduraarbeiten, die Reihe der Wettiner Fürstenbildnisse, die Spazierstöcke und viele andere einzelne durch ihr Material oder ihre Bearbeitung bemerkenswerte Gegenstände. Einige Silberarbeiten werden vordem auch der Silberkammer angehört haben. Die goldenen Ketten und Anhänger, die edelsten Erzeugnisse der Goldschmiedekunst der letzten Jahrzehnte des 16. und vom Anfang des 17. Jhdts., werden wohl vor ihrer Aufstellung im Grünen Gewölbe an derselben Stelle in der „Geheimen Verwahrung“ der Schatzkammer aufbewahrt gewesen sein.