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DER INHALT DES GRÜNEN GEWÖLBES
ÜBERSICHT ÜBER DEN I. BAND DES TAFELWERKES

Wie uns die Geschichte des Grünen Gewölbes lehrt, sind sehr viele seiner Sammlungsstücke aus der ehemaligen Kurfürstlichen Kunstkammer in dieses überführt worden und so ist es begreiflich, daß darunter auch Gegenstände sich befinden, die nicht lediglich ihres formalen Kunstwertes halber aufbewahrt wurden, bei denen vielmehr die Seltenheit eines Naturerzeugnisses, die ihm zugeschriebenen geheimen Kräfte, oder die Schwierigkeit und die handwerkliche Künstlichkeit seiner Bearbeitung, oder auch die merkwürdige Formengebung einen besonderen Anreiz ausübte. Aber diese Gegenstände sind doch nicht in so großer Anzahl erhalten geblieben, daß dadurch der Charakter der Sammlung wesentlich bestimmt würde, es überwiegen doch die Werke, deren Form und Verzierung aus rein künstlerischem Wohlgefallen entstanden sind, die in der Hauptsache als Erzeugnisse des Luxus keinen eigentlichen Gebrauchszweck haben, wie ja auch in unserer Zeit aus dem gleichen Bedürfnis heraus unendlich viele solcher Ziergegenstände hergestellt werden. Wer an diesen Gegenständen einer dem Modegeschmack unserer Zeit dienenden Massenfabrikation Gefallen findet und nur sie kennt oder deren Form zum Maßstab der Beurteilung der Werke der Vergangenheit anwendet oder gar nur die Schönheit der Zweckmäßigkeit gelten lassen will, der wird zunächst gar manchen Werken des Grünen Gewölbes fremd gegenüber stehen und die in ihnen enthaltenen Werte nicht zu genießen verstehen. Im Gegensatz zu den allermeisten Erzeugnissen des sogenannten Kunstgewerbes unserer Zeit sind die Gegenstände des Grünen Gewölbes zumeist in ihrer Form und Verzierung nur einmalig entstanden, wenn auch für manche Gruppen gewisse Typen sich gebildet haben, sie sind Erzeugnisse eines hochentwickelten Handwerks und darum haben nicht wenige Zierstücke der Sammlung in ihrem Aufbau und in dessen Gliederung eine hohe Gesetzmäßigkeit, die sich manchmal durch jahrhundertelange handwerkliche Übung zu einer Vollendung entwickelt hat, die jene Werke zu mustergültigen Erzeugnissen ihrer Art für alle Zeiten hat werden lassen. Andere Stücke stehen in ihrer Form oder in der Verwendung und Bearbeitung ihrer Stoffe dem heutigen Zeitgeschmack wohl ferner, deshalb aber haben sie niemals aufgehört, dem tiefer Eindringenden auch Schönheitswerte zu enthüllen, die dem unempfänglichen oder ungeschulten