Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/45

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gedrungenen Abendmahlskelch, dessen Fuß und Knauf dem Schaft kaum Gelegenheit zur Entwicklung bieten und der stets ohne Deckel bleibt. Mir scheinen die Ziborien, die Gefäße für die Hostie, und die mannigfachen monstranzartigen Reliquiengefäße, die stets einen hohen Fuß und einen krönenden Abschluß haben, dem Deckelpokal näherzustehen.

Das Grüne Gewölbe besitzt einen hohen Deckelpokal mit Bergkristallkörper aus dem 13. Jhdt. (Tafel 1. V, 233), das in seinem Aufbau und in seiner schlanken Gestalt den Ziborien und Monstranzen jedenfalls weit nähersteht, als den Abendmahlskelchen. Da das Gefäß aus Kristall besteht, diente es wohl als Monstranz, um die darin aufbewahrte Reliquie sichtbar werden zu lassen. Die Becherform des in senkrechten Kanten geschliffenen Gefäßes charakterisiert die Entstehung des Gefäßes als Trinkgefäß, dessen Kristall zugleich auch dazu geeignet ist, die goldene Farbe des Weines zur Wirkung zu bringen. Erst später ist es dann zu einem kirchlichen Gerät umgestaltet worden. Die Form des Fußes, des mit einem Knauf versehenen Schaftes und des Deckels stimmt mit den Formen von Ziborien und Monstranzen überein. Auch die hohe eigenartige Spitze des Deckels ist den Krönungen der Monstranzen verwandt. Die Fassung ist durch aufgelegtes Filigran belebt, eine farbige Belebung wird durch aufgesetzte Edelsteine in Kastenfassung erreicht. Die Notwendigkeit, dem Gefäß eine feste dauerhafte Verbindung mit dem Metall zu geben, hat dazu veranlaßt, die Fassung des Randes mit der Fassung des Bodens durch Schienen zu verbinden, die mittels Scharnieren befestigt sind. Die früheste Verwendung solcher Schienen wählt wie hier noch ganz einfache Form, der glatte Metallstreifen wird nur durch Gravierung verziert. Mit der Zeit wird auch die Schiene mannigfach reicher ausgestattet, z. B. als Flechtband gebildet, bis dann in der Renaissance größter Reichtum und plastische Bildung bevorzugt wird, so daß die Schiene ein wesentliches Glied der Verzierung bildet. Bei allen diesen Steingefäßen scheint die Naturform schon ihre verarbeitete Gestalt bestimmt zu haben. Eine Ausnahme davon bildet das folgende Stück.

Aus der gotischen Zeit enthält das Grüne Gewölbe einen kleineren Deckelpokal, er besteht samt Fuß und Deckel aus rot und gelb marmoriertem Jaspis (Tafel 4. V, 488). Das Gefäß hat kegelförmige Becherform, wie sie in Metall vorgebildet ist. Die Treibtechnik hat an diesen kegelförmigen Bechern in Metall die dem Silber eigentümlichen Vorzüge der Dehnbarkeit