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Angriff aus Bergkristall oder Halbedelstein auch kegelförmige Gefäße in der einfachen Becherform des Trinkglases schon bei der Herstellung für eine Metallfassung bestimmt waren. Hier ist es wahrscheinlich, daß der Bergkristallkörper erst in Deutschland seine Form erhielt. Wenn auch gerade beim Bergkristall, um dessen Größe möglichst auszunutzen, die Form des daraus geschliffenen Gefäßes sich zumeist der Naturform anschließt, was der Kunstübung einer späteren Zeit den Anlaß zu den mannigfachsten Gefäßkörpern gab, so bemerken wir doch beim ausgehenden Mittelalter, daß die Becherform bevorzugt wurde, der jeder Angriff fehlt. Das führte zu der Herstellung von Deckelbechern auf niederem oder hohem Fuß, dessen Bergkristallgefäß glatt oder kantig geschliffen ist. War das Stück Bergkristall aber flacher und breiter, dann wird es zu einer Schale geschliffen, der Aufbau des Bechers bleibt aber der gleiche, wie bei den Körpern von kegelförmiger Bechergestalt. Die Schale erhält dann zumeist durch den Schliff noch eine Musterung in gotisierenden Wellenwindungen oder in Facetten.

Das früheste Stück dieser Art scheint der Kristallbecher mit gebuckeltem Deckel (Tafel 6, 3) zu sein, dessen Fuß und Schaft aus einem unregelmäßig eckigen Stück grauen Achats gebildet ist, wohl um 1520 entstanden. Der kantige schlanke Schaft steigt unvermittelt aus dem breiten Fuß auf, an der Ansatzstelle des Bergkristallkörpers wird der Schaft nach gotischer Art von einem durchbrochenen Blattkranz umhüllt. Die aufwärts gerichteten Bogenrippen des Kristalls machen um die Achse des Bechers eine Drehung nach rechts, ebenso auch die getriebenen Fischblasenbuckel des Deckels. Die langgestreckten Enden der Fischblasen vereinigen sich zu einer aufstrebenden Spitze, deren Knopfendigung von einem antiken Krieger gekrönt ist. Dem Becher fehlen die Goldschmiedemarken, die erst um 1540 eingeführt wurden. Falls die Kriegerfigur gleichzeitig mit der übrigen Fassung entstanden ist, dann könnte der Becher auch erst in der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. entstanden sein, wodurch, wie besonders häufig an den silbernen Pokalen, auch an diesem Stück das lange Fortleben gotischer Formelemente illustriert würde.

Die übrigen deutschen Bergkristallpokale bekunden in ihrem Aufbau sowohl wie in ihrer getriebenen oder geätzten und teilweise auch gegossenen Verzierung ihre Entstehung nach dem Einzug der Formen der Renaissance. Sowohl der noch ohne Marken gelassene Becher mit kurzem Fuß (Tafel 6, 1) mit einem schön gravierten silbernen Mundrand, wie auch der Becher mit