Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/50

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Horns noch besonders verziert. Am glücklichsten aber kommt die Phantasie des Silberschmieds zur Geltung, um den Hörnern Standfestigkeit zu verleihen, hierzu werden menschliche Beine, Tierfüße, Vogelkrallen, ja auch ganze Menschen- und Tiergestalten und diese oft in vorzüglicher Stilisierung angewendet (Tafel 4 und 5). Als weltliche Trinkgefäße waren diese Tierhörner noch bei der Ausstattung von Jagdhäusern beliebt bis in das 16. Jhdt. hinein, wofür ein künstlerisch wertvoll ausgestattetes Horn des Dresdner Silberschmiedes Valentin Grefner (Tafel 11) im Grünen Gewölbe als Zeugnis dient. Dann aber verschwindet diese Gefäßform, um erst im 19. Jhdt. für Vereine und studentische Verbindungen in oft weniger geschmackvoller Ausstattung wieder zu erstehen.

Manchen der zu den Gefäßen verarbeiteten Steinarten und der seltenen Tierhörner wurden geheime Kräfte zugeschrieben und diese darum als Schutz gegen die Macht des Bösen und als Gegengift erworben. Solche Bedeutung erlangten auch die Haifischzähne. Wir sehen solche um 1500 zu einem gotischen Andachtsstück verwendet, wo die auf dem Stammbaum Christi sitzende Madonna mit Kind zu Häupten des schlafenden Abraham in gotischem Laubwerk vor einem größeren solchen Zahn sitzt, während von dem Laub die kleineren Zähne wie Früchte herabhängen. Es scheint, als ob hier ein ähnlicher Gedanke die Komposition bestimmt hätte, wie bei den Darstellungen der Madonna über dem Halbmond. Die zierliche Arbeit gehört nicht zum alten Bestand der Sammlung, ist aber zweifellos deutschen Ursprungs (Tafel 9, 1).

Das Grüne Gewölbe besitzt nur wenig Gegenstände, denen man ohne weiteres ihre ursprüngliche oder frühere kirchliche Bestimmung an der Form schon ansehen kann. Die im Mittelalter typisch gestalteten Ziborien, Monstranzen und Hostienbüchsen sind hier nicht vertreten, der frühere kirchliche Besitz scheint in Sachsen durch die Reformation zumeist vernichtet worden zu sein und in die weltliche Schatzkammer der Wettiner ist damals vielleicht nur das übergegangen, was in dem erwähnten Schrank im Silberzimmer jetzt vereinigt ist. Nur eine Nachricht scheint darauf hinzudeuten, daß einzelne Gegenstände aus dem Dom zu Meißen hierher gelangten, doch ist darüber nichts Genaueres mehr festzustellen. Andere gehörten offensichtlich zu dem Privatbesitz der sächsischen Herzöge und Kurfürsten. So ist auch ein Stück, ein ganz goldener und reich mit Email und Edelsteinen verzierter kirchlicher Abendmahlskelch, zu dem noch ein Weinkännchen gehört, nach den