Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/51

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älteren Angaben aus dem Nachlaß der sächsischen Kurfürstin Magdalene Sibylle erst nach 1659 in das Grüne Gewölbe gelangt. Der Kelch ist ausgestattet mit dem Wappen des Erzbischofs und Kurfürsten von Köln, Johann Gebhardt Graf von Mansfeld, 1558–1562 (Tafel 10). Seine Form sowohl wie seine Verzierung lassen es zweifelsfrei erkennen, daß der Kelch erst für diesen angefertigt wurde. Wie aber dieser dann mit seinem Kännchen nach Dresden gelangte, das bleibt unbekannt. Wahrscheinlich kamen die Stücke nach Ableben des Erzbischofs in den Besitz seiner Verwandten, der Grafen von Mansfeld, um bald darauf infolge ihrer Verschuldung in brandenburgischen oder sächsischen fürstlichen Besitz überzugehen. Das Stück ist dadurch besonders wichtig, daß wir an ihm den Stand der Kunstfertigkeit der rheinischen Goldschmiede und insbesondere ihre sichere Behandlung des Emails kennenlernen. Ebenso sehen wir auch an ihm, wie die Form des 15. Jhdts. zwar noch vorbildlich blieb, aber doch auch schon an dem Knauf eine erkennbare Abwandlung erfuhr, während die mit Grubenschmelz erfüllten glatten Flächen des Schaftes und des im Sechspaß gebildeten Fußes, ebenso auch die glatte Cuppa, diese Form noch beibehalten, wogegen die Reliefverzierung mit dichtem emaillierten Rollwerk die Form des Knaufs und den unteren Rand der Cuppa völlig umwuchert in dem Streben nach reichstem Prunk. Im Gegensatz hierzu ist die Verzierung des noch die Formen des frühen 15. Jhdts. bewahrenden Kännchens nur auf einzelne Zonen beschränkt, steht aber sonst mit der des Kelches ganz im Einklang (Tafel 9, 2).

In den seit dem Eindringen der Renaissanceformen in Deutschland für das sächsische Fürstenhaus entstandenen Gefäßen und Geräten zu kirchlicher Verwendung oder auch zu privater Andacht haben sich die Silberschmiede völlig unabhängig gemacht von den typischen Formen der heimischen Vergangenheit und ihrer Verzierungen. An künstlerischem Wert werden alle überragt von dem am frühesten entstandenen Gerät dieser Art, das zweifellos für Herzog Georg den Reichen von Sachsen (reg. 1500–1539) gegen Ende seiner Regierung entstanden ist. Es ist die älteste uns erhaltene Taufschüssel und Taufkanne der Wettiner, von einem Formenadel und einer technischen Vollendung der Ausführung, wie nur wenig Werke der deutschen Goldschmiedekunst (Tafel 12 und 13). Kein geringerer als Peter Flötner, gest. 1546, hat hierzu die Entwürfe und Modelle gemacht und der Nürnberger Silberschmied Melchior Baier, der nach Flötners Modellen auch den berühmten Silberaltar in Krakau