Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/68

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auf einem runden, gelegentlich auch ovalen Fuß in Renaissancegliederung, die zumeist zwischen zwei ornamentierten Wulsten eine glatte Hohlkehle aufweist und darüber auch zuweilen mit einem schmaleren zylindrischen verzierten Glied endigt. Sie trägt die Muschel mittels einer flachen Scheibe, in der zumeist deren Schienenfassung zusammentrifft und mit der sie durch Scharniere verbunden ist. Die Schienen sind wohl anfangs nur durch Gravierung gemustert, erhalten dann bald Ranken in Relief und oben Köpfe oder Figuren. Die Vasen des Schaftes haben zumeist noch Bügel am Hals, sind am Bauch mit Ranken, Buckeln und Rollwerk gemustert, dazu kommen dann Köpfe, Masken und Halbfiguren, die den Bauch zumeist zu dreien verkleiden. Die frühesten Stücke dieser Art scheinen die der Tafeln 41, 2, 3; 42; 50, 2. Die nach oben gerichtete Öffnung der Muschel ist mit einem silbernen Mundrand eingefaßt, der etwas breiter ist, als die mit ihm verbundenen Schienen, und auch reicher verziert durch Ätzung oder Gravierung oder getriebenes und gepunztes Relief. Die Öffnung ist zumeist ohne Deckel gelassen und die höhere Wölbung der Muschel hat gelegentlich reichere Verzierung der Fassung oder eine krönende Figur (Tafel 41, 3). Ist aber ein Deckel angebracht, dann sitzt darauf eine krönende Figur, so eine Sirene als Hinweis auf die See, die Heimat der Muschel (Tafel 42, 1). Daß die Nürnberger Meister mit am frühzeitigsten solche Muschelpokale hergestellt haben, wird belegt durch den Pokal Tafel 50, 2, der die Marken des schon 1552 Meister gewordenen Paul Dulner trägt. Am Ende des Jahrhunderts haben Meister an vielen, auch kleineren Sitzen der Goldschmiedekunst die Nautilusmuschel zu Pokalen verwendet, wie die Beispiele aus Stettin (Tafel 42, 3) und Olmütz (Tafel 41, 1) lehren. An diesem letzteren Pokal ist der Deckel in breiten getriebenen Formen als Fischkopf gebildet und eine Fortuna, die Schützerin der Seefahrt dient als krönende Figur.

Wenn schon dieser Fischkopf als Deckel des Pokals in der Erfindung eine originelle Abkehr von den sonst meist gewählten Formen erkennen läßt, so gehen darin z. T. noch weiter in der Selbständigkeit der Ausgestaltung die drei auf Tafel 43 abgebildeten Pokale. Der mittlere hat zwar noch die als Schaft dienende Vase, aber anstatt des Fußes steht diese auf einer Vogelkralle und der Rücken der Muschel ist eingepaßt in den geöffneten Rachen eines Fischungeheuers, auf dessen Kopf sich eine Schlange so windet, daß sie als Henkel zu benutzen ist. Der Rücken der Muschel, die inzwischen durch eine neue ersetzt werden mußte, war so ausgesägt, daß die Zellen des Innern bloßgelegt