Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/74

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

daß gerade eine solche hockende Satyrgestalt ganz mit seiner Kunstweise übereinstimmt, wie sie sich im Dresdner Zwinger an den Satyrn vor den Postamenten in den Nebenhöfen uns kundgibt. So spricht also alles dafür, in diesem köstlichen Werk den Entwurf dieses hervorragenden Barockkünstlers zu erkennen, durch den die ganze Entwickelung dieser mit Seeschnecken und Nautilusmuscheln verbundenen Pokale auf einem künstlerisch bedeutsamen Höhepunkt abgeschlossen wird.

Waren die härteren Steinsorten der Quarzgruppe wie Bergkristall, Rauchquarz, Amethyst, die Chalcedone und Achate und der Jaspis schwerer zu bearbeiten, auch seltener in größeren fehlerfreien Stücken zu erhalten und suchte man darum die ihnen zu gebende Form möglichst der Naturform anzunähern, um dadurch von dem Material weniger zu verlieren, so kamen diese Bedenken bei den weicheren Gesteinen, wie besonders dem in Sachsen auftretenden Serpentin nicht in Betracht. Dieser konnte in beliebiger Größe, wenn er frisch gebrochen war, leicht auf der Drehbank verarbeitet werden. Kurfürst August hatte für alle in Sachsen gefundenen edleren farbigen Steinsorten großes Interesse und suchte diese der Verwendung in jeder Art zugänglich zu machen. Es scheint, daß er für die heute noch in Zöblitz blühende Serpentinindustrie die Anregung, jedenfalls aber starke Förderung ihrer künstlerischen Gestaltung gegeben hat. Indem er aus Serpentin Gefäße aller Art für seinen Hofhalt und die Kunstkammer herstellen und diese in silbervergoldete Fassung bringen ließ, trug er wesentlich zu einer höheren Wertschätzung dieser Naturerzeugnisse des Landes bei. Eine ganze Gruppe solcher Serpentingefäße, sei es in ihrer hellgrau-grünlichen oder in dunkelgrüner Färbung, bewahrt noch heute aus seiner Zeit und der seiner Nachfolger das Grüne Gewölbe. Unter Kurfürst August war zumeist der Dresdner Silberschmied Urban Schneeweis (1536 bis 1600) damit beauftragt, diesen Gefäßen, die nicht bloß als Ziergefäße, sondern auch als Gebrauchsgefäße verwendet wurden, ihren Fuß und Deckel, ihre Randfassung, ihre Schienen und ihre Henkel in vergoldetem Silber zu geben. Die Gefäße sind häufig in gedrungener bauchiger Form gedreht worden, daneben auch zylindrisch und kegelförmig und waren für Getränke als Kannen und für Trinkgefäße gut zu verwenden. Die Gefäße mit geschweiftem Umriß besitzen bei all ihrer Gedrungenheit einen reinen Wohllaut der Formen, der durch die zurückhaltend zugefügte Fassung unverhüllt zum Ausdruck kommt. Die Verzierung, die Urban Schneeweis der Silberfassung gibt, besteht