Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/75

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oft in einer durch Ätzung hergestellten Maureskenmusterung der flachen Bänder (Tafel 55, 1), wofür das charakteristischste Beispiel der bauchige henkellose Humpen bildet. Sollte ein reicherer Schmuck gegeben werden, dann wird dieser wie an der Dose (Tafel 56, 2) durch Gravierung erzielt. Aber auch wenn der Schmuck der Schienen durch gegossenes Relief gebildet wird, wie an der Kanne (Tafel 55, 2), so wird dadurch nirgends die Form des Gefäßes in ihrer Wirkung durch vordringlichen Aufwand beeinträchtigt. Plastische Verzierung durch hermenartige Halbfiguren oder Köpfe sehen wir nur an Henkel und Schnauze (Tafel 55, 2 und Tafel 56, 3). Etwas reichere Verzierung, die aber nicht wesentlich über das von Schneeweis gegebene Vorbild hinausgeht, sehen wir an einem Krug (Tafel 57, 1), den der Leipziger Silberschmied Elias Geyer montiert hat. So bietet die ganze Gruppe den erfreulichen Eindruck vornehmen Stilgefühls.

Es scheint fast, als sei dieser Leipziger Silberschmied durch die Fassung dieser einheimischen Steinsorte dazu veranlaßt worden, auch den aus dem Ausland bezogenen Nephrit zur Gefäßbildung zu verwenden. Dieser lauchgrüne Stein hat die Eigenschaft, daß er in dünnen Platten leicht durchscheinend ist. Es mag sein, daß das dazu veranlaßt hat, diese Platten zu Gefäßen zusammenzufügen, wobei die Fassung durch vergoldetes Silber hinzukommen mußte. Indem für die Seitenwände je drei solcher Platten verwendet wurden, ist eine ungewöhnliche dreikantige Gefäßform entstanden, der sich Fuß, Schaft und Deckel der Silbermontierung anpassen. Hiervon abgesehen folgt der Künstler in dem Aufbau dieser Pokale den Formen der Renaissance, indem auf den dreiseitigen mit tiefer Hohlkehle profilierten Fuß eine mit Köpfen gezierte Vase gestellt ist, die das Gefäß trägt. Da auch der Boden des Gefäßes eine Nephritplatte erhielt, die noch durchscheinend zur Geltung kommen sollte, ist zumeist das Gefäß nicht direkt auf die Vase des Schaftes gesetzt, sondern durch drei Bügel mit einer Deckplatte der Vase verbunden (Tafel 58 und 59).

Die im 17. Jhdt. häufig zu Zierschalen geschliffenen härteren Steinarten sind nur noch selten zu dem in Deutschland ausgebildeten Pokal auf hohem Schaft verwendet worden. Wir haben indessen im Grünen Gewölbe zwei solcher Pokale, zu denen je eine ovale Nephritschale genommen wurde, die dann einen hohen silbervergoldeten Mundrand erhielt, von einem Nürnberger Meister geliefert (Tafel 60). Der Meister hat sich dem Zug der Zeit schon angeschlossen und an Stelle des Schaftes Figuren gesetzt. Beide von Figuren gekrönte Pokale