Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/76

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sind an Fuß und Deckel mit zierlichem Bügelschmuck besetzt und übereinstimmend am Mundrand mit graziösen Ranken geätzt. Einen gotischen Nachklang zeigt noch der größere der beiden Pokale mit seinem die Ansatzstelle des Schaftes umhüllenden Akanthuslaubwerk. Ein anderes aus Nephrit hergestelltes zylindrisches Gefäß hat einen ungewöhnlich reichen Schmuck durch eine emaillierte Goldfassung erhalten (Tafel 61, 1). Das Gefäß hat keinen Angriff und steht auf drei flachen Knöpfen, sein Hauptschmuck besteht in den in Relief gebildeten weiß emaillierten Blumen auf schraffiertem Goldgrund und in Rubinen in aufgesetzten Kastenfassungen. Ein so reicher Schmuck ist sonst gewöhnlich nur Bergkristallgefäßen zuteil geworden. Ein gleichartiges Stück zu Mühlhausen in Thüringen wird dort in der Kirche Divi Blasii als Hostienbüchse verwendet. Diese Zweckbestimmung hat wohl auch die reiche Ausstattung veranlaßt, deren Urheber wohl in Thüringen zu suchen ist und wohl erst gegen Ende des 17. Jhdts. die Stücke gearbeitet hat. Aus derselben Zeit, wenn nicht auch von derselben Hand, scheint der silbervergoldete Krug zu stammen, der wechselnd mit aufgesetzten Perlen und Smaragddubletten auf emaillierten Blumen überreich verziert ist (Tafel 61, 2). Der kostbare Schmuck steht mit der einfachen Gebrauchsform des zylindrischen Kruges nicht im besten Einklang, eine frühere Zeit würde dem Krug noch eine mehr künstlerische Ausstattung verliehen haben.

Es ist eine auffallende und auf wenig Beispiele beschränkte Erscheinung, daß in derselben Zeit, in der man bestrebt war, kostbarste Materialien künstlerisch zu verarbeiten und zu Ziergefäßen zu gestalten, auch einfachem Gebrauchsgerät aus Ton durch gleich wertvolle Ausstattung der gleiche Rang neben jenen verliehen wurde. Die drei auf Tafel 62 abgebildeten Gefäße zeigen, daß die von den Töpfern gewählten bauchigen Formen in künstlerischer Hinsicht hinter den aus edleren Stoffen mit größerem Aufwand bereiteten Ziergefäßen in keiner Weise zurückstehen. Das mittlere der drei Tongefäße ist unglasiert und von seinem Hersteller ohne jede Verzierung gelassen, seine konzentrischen Rippen lassen noch ihren Ursprung von der Drehscheibe des Töpfers erkennen. Seine Wertschätzung und seine Erhöhung zu dem Rang eines Ziergefäßes verdankt wohl das Gefäß dem Umstand, daß es in seinem porösen Körper das darin auf bewahrte Getränk kühl zu erhalten geeignet ist. Seine auf drei Schellen ruhende Fassung läßt annehmen, daß das Gefäß als Weinkrug benutzt werden sollte. Der mit Weinlaub gravierte silberne Rand