Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/102

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sich in der Kleinkunst des Silberschmieds Daniel Kellerthaler. Ob er darin unter dem Einfluß eines dieser beiden gestanden hat – er hat auch vergoldete Zierplatten in Punzenmanier hergestellt –, erscheint fraglich. Es ist wahrscheinlicher, daß er ebenso wie Eisenhoit sich eine Zeitlang in Italien selbst aufgehalten hat – deutsche Kunsthandwerker wirkten damals zahlreich in italienischen Werkstätten, auch schon Cellini hatte deutsche Gehilfen. Er mag wohl sicher bei Christoph oder Hans Kellerthaler in Dresden gelernt haben, aber nach der Zunftvorschrift mußte dann der Geselle ein oder mehrere Jahre auswärts gearbeitet haben und, was er nicht gelernt hatte, das hat sich damals gar mancher Geselle erwandert. Jedenfalls kam er dann aber als ein Meister von hervorragendem Können nach Dresden zurück.

Die große Anbetung der Hirten unter der Engelsglorie ist eine der spätesten Arbeiten des Meisters. Sie ist dadurch ausgezeichnet, daß der Künstler bei aller Idealisierung der Gestalten sich doch von dem Manierismus fernhält, der vielfach sonst die von Italien beeinflußten Kompositionen deutscher und niederländischer Künstler der Zeit beeinträchtigt. Aber doch ist die Darstellung nicht von der Gemütstiefe erfüllt, die der deutschen vom Ausland unberührten Kunst vom Anfang des 16. Jahrhunderts ihren hohen Wert verleiht, sie wirkt nicht ursprünglich, sondern anempfunden. Ein Vergleich mit dem auf demselben Boden stehenden, vier Jahre später entstandenen Alabasterrelief mit dem gleichen Thema der Darstellung des Dresdner Bildhauers Sebastian Walther (1574–1643), ist für die damals in Dresden eingezogene neue Formenwelt sehr lehrreich (Inv. I, 4, Abb. in Band 4), Tafel 47.

In demselben Jahr 1637, in dem jenes Werk entstand, hat sich Daniel Kellerthaler auch als Stempelschneider als hervorragender Meister bewährt mit dem großen Lehnssiegel des Kf. Johann Georg I. Diese beiden Werke scheinen seine letzten Arbeiten gewesen zu sein, die keinerlei Nachlassen seiner künstlerischen Kräfte erkennen lassen, obwohl er doch schon 1631 über Beschwerlichkeiten des Alters klagte. Darnach hätten wir seine Geburt schon etwa vor 1570 anzusetzen. Ob Hans Kellerthaler, der Meister des Schmuckschranks von 1585 und des Hausaltars von 1608, als sein Vater anzusehen ist, erscheint dadurch überaus fragwürdig. Dieser, der erst 1579 ausgelernt hatte, könnte dann eher als ein älterer Bruder gelten. In Dresden wird aber schon 1573 ein Christoph Kellerthaler als Meister erwähnt. Vermutlich ist dieser der Vater Daniels und auch des Hans. Daniel wird als Sohn eines Bürgers