Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/109

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Der Vergleich mit der Beschneidung dient auch als Beweis dafür, daß die Taufe nur einmal stattfinden sollte, ebenso wie die Beschneidung (Melanthon, Loci praecipue Theologici. De Baptismo S. 105), so war also auch deren Darstellung für den Schmuck der Taufschüssel wohl angebracht. Es folgt dann, rechts von der Dreieinigkeit, die Taufe Christi durch Johannes im Jordan. Diese gilt als Vorbild für die Buße, die Johannes predigte und in seiner Taufe versinnlichte. So sagt ja auch Luther im vierten Hauptstück des kleinen Katechismus auf die vierte Frage, „Was bedeutet denn solch Wassertaufe?“ „Es bedeutet, daß der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäufet werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Geist, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe.“ Wichtig ist auch noch bei der Taufe Christi, was darüber Matthäus 3, 13–17 berichtet: „Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser; und siehe, da tat sich der Himmel auf über ihm. Und er sah den Geist Gottes gleich einer Taube herabfahren und über ihn kommen. Und siehe eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“ Darauf wird auch in der Darstellung selbst Bezug genommen, indem nicht nur aus den geöffneten Wolken des Himmels die Taube des Heiligen Geistes in einer Strahlenglorie herabschwebt, sondern auch Gott Vater selbst, während Johannes aus einer Muschel über das Haupt des im Flusse stehenden Christus Wasser ausgießt, sich segnend niederbeugt. Am jenseitigen Ufer des Flusses stehen drei erwachsene Engel und halten ein Tuch bereit, um Christus nach der Taufe damit zu bekleiden. Auch diese Szene kann als Vorbild betrachtet werden für die von Luther im zweiten Taufbüchlein noch vorgesehene Bekleidung des Täuflings nach der Taufe mit dem „Westerhemd“ (von vestis), dem Kleide der Unschuld und Reinheit, eine symbolische Handlung für die geistige Ausstattung durch die Taufe mit den Gaben des Christentums. – Die Taufe Christi im Jordan hat nun allerdings nach heutiger Auffassung mit der Einsetzung der christlichen Taufe und der Auffassung über deren Bedeutung nichts gemein, aber früher wurde doch bei der Taufe auf diese Bezug genommen. Heute wird Luthers „Sintflutgebet“ vielfach nicht mehr angewendet in dem Taufzeremoniell. Auch weil der in jenem Gebet enthaltene Hinweis auf die Sintflut und den Durchzug Israels durch das Rote Meer dem unmittelbaren Verständnis der Christen heute fernliegt, ist jenes Gebet als für unsere Zeit ungeeignet außer Gebrauch gesetzt worden. (Vgl.