Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/110

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G. Rietschel, Lehrbuch der Liturgik, II. Berlin 1909, S. 118.) Doch wird immerhin noch die Typologie der Sintflut und des Durchzugs durch den Jordan als biblisch begründet angesehen durch 1. Petr, 3, 20 ff. und 1. Korr. 10, 1 ff. Für die Herstellung des bildlichen Schmuckes der Taufschüssel war über die Taufe Christi offenbar die Auffassung Luthers in seinem Sintflutgebet noch durchaus maßgebend, die er mit den Worten ausdrückt: „Und durch die Taufe deines lieben Kindes, unseres Herrn Jesu Christi, den Jordan und alle Wasser zur seeligen Sündflut und reichlicher Abwaschung der Sünden geheiligt und eingesetzt.“ Es scheint fast, als sei bei Feststellung des Programms für die Ausstattung des Taufgerätes die Taufe Christi im Jordan durch Johannes nicht bloß als Typus, sondern noch in besonderer erhöhter Bedeutung dargestellt worden, denn diese wird noch einmal bildlich dargestellt, aber zugleich zur Mitwirkung bei der Taufhandlung. Dies kann nicht in der gleichen Absicht geschehen sein, dann wäre ja eine der beiden Szenen überflüssig. Es soll vielmehr aus dem Gießer das Wasser über Christus hinweg auf den Täufling ausgegossen werden, so ist dieser auf Christus und seinen Tod getauft, Christus wohnt nunmehr in ihm, „denn wieviel euer auf Christum getauft sind, die haben Christum angezogen.“ (Gal. 3, 27.)

Als Gießer soll nicht eine bloße Kanne verwendet werden, wie eine solche für ein früher entstandenes Taufbecken im Grünen Gewölbe als hinreichend erachtet wurde, sondern es wird dafür eine rundplastische gegossene silbervergoldete Gruppe der Taufe Christi hergestellt, die nichts anderes als eine Attrappe der Taufkanne ist. Als Behälter für das Taufwasser hat ein abgebrochener Baumstamm zu dienen, an den Johannes sich anlehnt, während Christus vor ihm kniet. Das oberste Stück des Baumstammes läßt sich abschrauben, um das Wasser in seine Höhlung zu gießen. Die Figur des Johannes ist derartig mit dem Baum verbunden, daß bei dem Neigen der Gruppe das Wasser durch dessen hohlen Körper und Arm fließen muß und aus einem Loch an des Johannes Hand in die Muschelschale, die er über Christi Haupt hält, herabfließen muß. So nimmt also der Täufling direkten Anteil an der bildlich vorgeführten Taufe Christi. Man kann sich nicht vorstellen, daß dies bloß als eine Spielerei oder aus einer Laune des Künstlers heraus so hergestellt worden wäre, vielmehr muß jedenfalls der Geistliche, der offenbar bei der Auswahl und Austeilung der bildlichen Szenen des Taufgeräts mitgewirkt und entscheidenden Einfluß ausgeübt hat, völlig mit dieser Bereicherung des Taufvorgangs