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ihren Stifter von Joh. Gottlob Boehm, de Augustino Olomucensi et patera eius... Dresden und Leipzig 1758, werden Briefstellen seines Freundes Boguslaw von Hassensteyn angeführt, die alle sich auf des Augustinus Trinkschale beziehen, die hier zwar Cyphus anstatt Patera genannt wird, was aber unwesentlich erscheint. Wenn dieses Trinkgerät nicht ein sehr wertvolles gewesen wäre, dann würde der Briefschreiber nicht soviel Wesens davon machen. So schreibt dieser am 2. April 1505: „Dein Becher ist in Prag. Er fürchtet die Gefahren der Reisewege, darum wollte er nicht nach Ungarn reisen. Teile dem Franz mit, was aus ihm werden soll.“ Dann wieder schreibt er am 4. August: „Dein Becher wird wohl, ehe mein Brief Dich erreicht, in Brünn bei Franz Freisinger sein. Du mußt dich dann selbst darum kümmern, wie er nach Ofen kommen soll.“ Am 11. November d. J. fragt er dann bei Augustin an, ob der an ihn geschickte Becher ihm übergeben worden sei. Das sind allerdings Briefstellen vom Jahr 1505, während unsere Trinkschale von Augustinus 1508 ihre Widmung erhielt. Doch kann sie ja schon einige Jahre zuvor für ihn allein entstanden sein, erst 1508 wird sich der Besitzer dazu entschlossen haben, die Schale der Sodalitas Hungaria zu Ofen zu vermachen. Haben wir aber an zwei verschiedene Trinkgeräte zu denken, dann wurde jede als wertvolles Stück erachtet und dies erhärtet die Bedeutung, die der damit verbundenen Sitte beigemessen wurde. Auch bestätigen die Briefstellen, daß die Humanisten die Schale in Gebrauch hatten und daß Augustinus seinen ständigen Wohnsitz in Ofen hatte, wo er sie bei Lebzeiten verwahrte. Da Augustinus auf der Reise zufällig in seiner Vaterstadt Olmütz gestorben ist, so läßt sich aus den Briefstellen annehmen, daß er die Schale auch bei sich hatte. Ob sie nach dessen Tod dort blieb, ist ungewiß. Aus einer als Anhang jener Schrift von J. G. Boehm beigefügten lateinischen Beschreibung der Schale von Wilhelm Ernst Frentzel, dem Sächsischen Numismatiker, von 1703 erfahren wir, die Schale sei von Tartaren geraubt, dann sei sie bei der Belagerung von Asow von den Russen erbeutet worden, darauf in die Hände von Juden gelangt, um dann von dem Grafen Wolf Dietrich von Beichlingen, 1699–1706 oberstem Kanzler Augusts des Starken, für diesen erworben zu werden, also vor 1703 und nach 1697, bzw. 1699.

Die Olmützer Schale, wie sie kurzweg genannt wird, ist als kulturgeschichtliches Dokument wertvoller denn als Kunstwerk. An manchen aufblühenden Sitzen deutscher Wissenschaft mag sie ihr Stifter, dessen Name seine deutsche Abstammung bekundet, im Kreise froher Zecher bei geistreicher Unterhaltung