Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/123

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angeordnet, daß deren eine Längsseite als die Grundfläche für die Figuren des großen Bildes im Boden gedacht ist. Im Gegensatz zu dieser Orientierung nach einer Haupthandlung ist allerdings die Randfläche mit einem getriebenen Kinderzug geschmückt, der auf allen Seiten nach der Mitte orientiert ist, ebenso die in vollrund gegossenen Figuren am Rand gelagerten Flußgötter, Nymphen und Kinder. Der Beschauer, der alle Einzelheiten genießen will, muß also die Schüssel auf den Tisch stellen und um sie herumgehen. Eine solche Zweispältigkeit wurde indessen bei der herrschenden Vorliebe für die Form einer Schüssel, an der die feinste Blüte des Kunsthandwerks sich entfalten sollte, mit in Kauf genommen.

Unser Rosenwasserbecken zeigt nun wieder das Bestreben des Meisters, eine reicher entwickelte Form zu finden, als die herkömmliche runde oder ovale Schüsselform. Das ist ihm auch gut gelungen, indem er die ovale Grundform in der Längsachse in Kreisbogen erweitert. In den vier Achsenendungen ist der Rahmen durch ein von Voluten umgrenztes Feld erweitert. Diese Ausladung ist von gelagerten Figuren flankiert und hat noch eine Fortsetzung durch eine angesetzte Muschel erhalten, in der je ein Putto sitzt. Die Umfassung der Schüssel ist dadurch und durch angesetzte Masken in den einspringenden Ecken ungleich unruhiger geworden, als bei der Taufschüssel. Es muß dies nicht unbedingt als ein Fortschreiten des barocken Formempfindens aufgefaßt werden, es war schon in dem Bestreben nach reichster Auszierung begründet. Im Vergleich mit diesem plastischen Leben ist der Kinderzug auf der Rahmenfläche mit seinem diskreten Relief noch direkt von Frührenaissancegeist erfüllt. Die Kinderszenen eines Peter Flötner und der deutschen Kleinmeister sind nicht ursprünglicher und natürlicher, als die hier dargestellten. Dieser Kinderzug wird an den vier Achsenendungen unterbrochen, indem hier in den vier Rahmenfeldern in zartestem malerischen Relief von hohem Reiz vier Szenen der gleichen mythologischen Fabel dargestellt sind. Der erhöhte Rahmen ist durch die ornamental ausgestattete Hohlkehle von dem Hauptbild gut losgetrennt.

Der entscheidende Augenblick der Fabel des Wettstreits von Apoll und Marsyas nimmt die ganze Bodenfläche des Beckens ein, wobei die Figuren des Vordergrunds in stärkerem Relief herausgetrieben sind, der im Mittelgrund stehende, die Laute schlagende Apoll aber schon flacher sich abhebt, der dahinter stehende Marsyas und der fast in der Mitte des Feldes thronende Schiedsrichter