Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/126

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entstanden, als die des Nürnberger Meisters. Sie huldigt noch der Gefäßform einer vorangegangenen Generation, indem für den Gefäßkörper die Eiform gewählt ist. Doch ist hierbei das ursprüngliche Gefühl der Renaissancekünstler für die Ponderation der Formen verlorengegangen, die Vase hat keinen organischen Wuchs. Der kurze glatte gebuckelte Fuß könnte für irgendein anderes Gefäß entstanden sein, an der Berührungsstelle mit dem Gefäßkörper fehlt die federnde Kraft eines Traggliedes. Der Eikörper wächst zwar weiter zu einem in Gegenschwingung ansteigenden Hals und Ausguß, doch ist dieser zu kurz geraten und der von einem Kinderkopf balanzierte Henkel, an sich in doppelter Kurve gut geschwungen, muß einen langen Arm vorstrecken, um die Rückseite des Ausgusses zu erreichen. Das Modell des Henkels scheint wie der Fuß ursprünglich für ein anderes Gefäß bestimmt. So ist auch über die getriebene Szene des Bauches vorn und hinten ein Köpfchen aufgesetzt, das die Szene stört. Diese selbst enthält in getriebenem Relief den Zug von Neptun und Amphitrite, dadurch wird aber die Umrißlinie allenthalben ohne sichtbaren Zusammenhang buckelig. Bei der Vase des Christoph Jamnitzer ist die Verzierung der vier großen herzförmigen Buckel so zart gehalten, daß die Form bestehen bleibt und die gepunzte Verzierung nur etwa als Zeichnung erscheint. Bei der Kanne von D. Kellerthaler streben dagegen die Tiergestalten überall deutlich erkennbar aus der Grundform heraus und wir fühlen die Berechtigung jeder dadurch veranlaßten Veränderung des Umrisses, hier an der Vase des Augsburgers können wir bei dem Gewimmel von Gestalten die Ursache der vielen Verbeulungen der Eiform nicht genügend erkennen und sind unbefriedigt. Vorher waren schon in Italien ähnlich verzierte bauchige Kannen entstanden, die offenbar als Vorbild gedient haben. Der Hersteller der Vase schaltet auch schon im Aufbau mit überkommenen Formen, ohne sie zu organischem Wachstum zu vereinigen.

Wir haben schon bei den beiden Hauptwerken des Daniel Kellerthaler gesehen, wie der Silberschmied schon davon Gebrauch macht, Gefäßkörper, die früher getrieben wurden, durch den Guß herzustellen. Wenn er auch eine ganze große Figurengruppe, die Taufe Christi, gegossen herstellte, so hatte er für solche Werke allerdings u. a. schon bei der Daphne des Wenzel Jamnitzer einen Vorläufer. Kleinere Gefäßteile, wie die Vase oder Figur des Schaftes und des Deckels und allerlei Bügel und Ranken wurden ja schon noch früher in der Werkstatt des Silberschmieds gegossen. Gegenüber der Technik des Gusses