Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/127

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im kleinen stellt größere Anforderungen der Guß der bewegten Figurengruppen, die als Fassung einer ovalen Schale aus Chalzedonachat verwendet wurden auf Tafel 51, 2. Im 17. Jahrhundert war die Herstellung von Ziergefäßen aus härteren und wegen ihrer Farbe, ihres Glanzes und ihrer Lichtaufnahme geschätzten Steinsorten von Italien aus in Deutschland weit verbreitet. Größeren künstlerischen Aufwand erhielten zuerst die in Gold gefaßten Steingefäße, wie wir im 3. Band sehen werden. Bei dieser Schalenfassung hat ein Silberschmied von besonderer plastischer Veranlagung die Schale benutzt, um in gegossenen Figuren, völlig abweichend von der herkömmlichen Konstruktion von Ziergefäßen, ein reizvolles Kunstwerk zu gestalten. Die glänzende Politur des in Wellen gemusterten Chalzedonachats weckt die Erinnerung an den Glanz der Oberfläche des Wassers. Es ist auch möglich, daß die Schale zur Aufnahme von Flüssigkeit bestimmt war, vielleicht auch, daß sie als Einsatz zu einer ovalen Handwaschschüssel dienen sollte, ähnlich dem Rosenwasserbecken. Einer dieser Umstände oder beide mögen die Motive des Trägers und der Randverzierung der Schale bestimmt haben. Der getriebene ovale Sockel ist schon mit allerhand Muscheln und Schnecken besetzt, darüber bildet dann die gegossene, barock bewegte Gruppe eines Tritonen neben einem Hippokampen den Träger der gemuschelten Schalenfassung. Ebenso wie hier die Breitseite als Schauseite behandelt ist, so ist auch auf der Breitseite der ovalen Schale hinter dem Schalenrand eine gegossene Gruppe aufgesetzt; auf dem Rand einer flachgewölbten von zwei Delphinen flankierten Muschelschale sitzt Venus und zeigt einem Amor das Gehäus einer Seeschnecke. Die barock bewegte Formenbildung beider Gruppen läßt das unbezeichnet gelassene kleine Kunstwerk in das 17. Jahrhundert ansetzen. Ihr Verfertiger mag sich mehr als Bildschnitzer, denn als Silberschmied betätigt haben. Man könnte ihn wohl unter den Elfenbeinschnitzern zu suchen haben, etwa in Jakob Zeller, der 1620 die große von Neptun getragene Fregatte mit dem Wappen des Kf. Joh. Georg I. und seiner brandenburgischen 2. Gemahlin hergestellt hat. Die Ausführung der Silberarbeit könnte dann Daniel Kellerthaler übernommen haben, falls er nicht doch auch als ihr Urheber zu erachten sein wird.

Eine große ovale Prunkschüssel mit getriebener figuraler Arbeit auf Tafel 53, bei der sicher das ovale über den Boden erhobene Mittelfeld, das nur ornamental ausgestattet ist, als Einsatzfläche für ein Gefäß entstanden