Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/128

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ist, wird durch seine Marken als eine Arbeit des Leipziger Silberschmieds Elias Geyer bezeugt. Wir wissen über sein Leben nur, daß er 1589 Meister geworden ist. Er war ein vom Dresdner Hof mit Recht geschätzter und vielbeschäftigter Meister. Auch er zeigt sich in diesem Werk von barockem Formempfinden erfüllt. Die ovale Prunkschüssel will ihre figuralen Darstellungen nur von der einen Breitseite her betrachtet wissen und zwar nicht nur die durch das ovale Mittelfeld unterbrochene Darstellung einer figurenreichen Hirsch- und Eberjagd, sondern auch die in vier Feldern des flachen Randes von Ranken eingefaßten Tierkampfszenen. Doch stehen in nicht allzu auffälligem Gegensatz hierzu die in den vier Achsenendungen auf den Rahmen aufgesetzten zentral orientierten Kinderköpfe, denen wieder die kleineren in den Diagonalen des Randes aufsitzenden des unteren Randes widersprechen. Der figural verzierte Boden der Schale bildet eine zwischen dem erhöhten Mittelteil und dem Rahmen liegende konkav zum Rand ansteigende Zone. Auf eine den Boden abtrennende Hohlkehle ist verzichtet, um so mehr Platz für die figuralen Szenen zu gewinnen. Doch liegt es auch schon in dem ganzen Charakter des von barockem Rollwerk großzügig umspielten Rahmens, eine solche abgetrennte, der Renaissance gemäße, architektonische Gliederung auszuschalten, von der allein das Mittelfeld noch berührt erscheint, doch wohl nur wegen seiner Bestimmung als Gefäßeinsatz. Bei genauerem Zusehen bemerkt man indessen auch hier an den untermischten in Ranken endigenden Fratzen barocke Formelemente.

Die wilde Hetzjagd auf Hirsche, zu der von links und rechts je zwei Reiter heransprengen, während vorn die Hirsche schon von Hatzrüden angefallen sind, gemahnt an Jagdbilder von Rubens oder Snyders. Nach der Tracht der Jäger ist das Werk doch schon um 1610 anzusetzen. Das hohe Relief, in dem diese Szenen gebildet sind, genügt aber dem Meister nicht, um das stürmische Vordringen nach vorn eindringlich zu veranschaulichen. Und so überschreitet er die dem Relief gesetzten Grenzen und er überbietet auch das, was allein mittels der Treibarbeit möglich ist, indem er mit aufgesetzten Teilen den Vorderrumpf je eines der rechts und links heransprengenden Pferde frei aus dem Grund heraustreten läßt, ebenso auch den Kopf eines Hirsches. In dem oberen Teil der Zone wird die Jagd in flacher werdendem Relief in die Tiefe des Waldes fortgesetzt. Dort ist oben ein Eber von den Hatzrüden gestellt worden, Jagdknechte stehen bereit mit ihren Spießen und Reiter sprengen heran, ihm den Fangstoß zu geben. Das ist nun alles je weiter nach hinten in