Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/132

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den Namen des AP signierenden Verfertigers besteht noch keine Gewißheit. Die solide Konstruktion des Pokals und seine ziselierte Verzierung bekunden schon seine Augsburger Herkunft. In Augsburg war in der Silberarbeit seit den Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs und den nächstfolgenden Zeiten der Verarmung Deutschlands zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Wandlung eingetreten. Die Geräte und Gefäße wurden nicht mehr aus dünnstem Silberblech hergestellt, es wurde wieder viel solider gearbeitet. Nicht von jedem und nicht durchgehends, doch sobald nicht Massen von gangbaren Waren herzustellen, sondern anspruchsvollere und zahlungskräftige Kunden zu befriedigen waren. Ein solches das Augsburger Kunsthandwerk in vorteilhaftestem Licht zeigendes Erzeugnis ist dieser Pokal. Den althergebrachten abgebrauchten Typen steht er fern. Es ist die unverwüstliche Becherform, die für das Gefäß gewählt wurde, doch in deren Aufbau wird jede Überladung vermieden. Der Wulst seines Bodens verleiht der Becherform das Gepräge der Festigkeit, ebenso die Gliederung der Wandung durch schmale Rahmen und breitere nach oben erweiterte Felder zwischen einer glatten Hohlkehle und dem glatten Mundrand. Dieser Gliederung entspricht die radiale Rillung des Fußes, der kräftig und elastisch von glatter Hohlkehle zu verzierter Wölbung umschwingt. Der eingeschweifte Bergkristallschaft wird in seiner Tragkraft verstärkt durch weiter ausladende Bügel. Der flachgewölbte Deckel mit glatter Hohlkehle zwischen zwei verzierten Wölbungen dient mit einem kurzen Sockel als Träger der mattierten Bergkristallbüste. Der ganze Aufbau macht so den Eindruck vornehm zurückhaltender und solider Konstruktion, die auch an dem dickeren Silber bei Öffnung des Bechers bestätigt wird. Durch die flache Ziselierung der Bandwerkverzierung wird die Form nirgends verdunkelt. Die Umrisse werden aber unterbrochen von dem höheren Relief der in Kastenfassungen aufgesetzten Kameen, die in ihrer Beschränkung auf wenig Stücke und deren symmetrische Verteilung tatsächlich als Zierde dienen. Auf die Würdigung der Kameen selbst, von denen die Abbildung auch nur einen Teil zeigen kann, muß verzichtet werden. Sie verlangen ein Sonderstudium und sollen hier doch nur dazu dienen, als zusammenwirkender Schmuck des Ganzen betrachtet zu werden. An der Büste der Athena hat der zeitgenössische Steinschneider die Züge jugendlicher Anmut in seiner schwierigen Technik in glatten Formen zum Ausdruck gebracht.