Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/139

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In flüssigeren Formen ist die große Kettenflasche der Tafel 57 entwickelt. Auch diese ist flach, indem das bauchige Gefäß im Querschnitt ovale Form hat, von der aus der hohe Hals in starker Verjüngung zylindrisch aufsteigt und in einen wenig übergreifenden glockenförmigen Schraubdeckel mündet. Der den Deckel krönende geschweifte Henkel wird durch Anker- und Panzerkette verbunden mit den beiden Satyrmasken, die zu beiden Seiten des Bauches den einzigen figuralen Schmuck des Gefäßes bilden. Die Ketten dienen sowohl zum praktischen Gebrauch, wie auch zur Bereicherung der Verzierung, die mit ihrem noch unentwickelten Bandwerk noch in das Ende des 17. Jahrhunderts verweist. Gegenüber der vorangegangenen Flasche wird der Zeitabstand auch noch durch die Beschränkung der Verzierung bemerkbar. Dort ist noch kaum ein Glied unverziert gelassen, hier setzt schon über dem gewölbten und mit ziseliertem Relief verzierten Rand des ovalen Fußes eine glatte Hohlkehle ein. Dann ist die untere Hälfte auf gerauhtem Grund großzügig mit aufsteigenden Blättern zwischen Bandwerk verziert. Eine Profilleiste trennt dann die untere Hälfte von der oberen glatten Hälfte des Gefäßes, die noch einmal am Übergang zum Hals durch eine Profilleiste geteilt wird. Diese Einfassungen, ebenso der Öffnungsrand, sind lediglich durch Bandwerkbordüren in ziselierter Arbeit geschmückt und die Reinheit der blanken Formen ist durch nichts verschleiert. In solchen Gefäßen zeigt sich ein anderes Gefühl für Komposition und Wohllaut der Formen, das den großen Zug der Entwickelung der von einer anderen, höfischen Kultur bestimmten Ausgestaltung der Wohnräume bis ins kleinste ausklingen läßt. Das zeigt sich auch in den anderen in diesen Jahrzehnten entstandenen Zier- und Gebrauchsgefäßen. Die Flaschen haben die Beschaumarke von Augsburg, das beweist, daß die Augsburger Silberschmiede der neuen Zeitrichtung dieser für die europäischen Höfe ziemlich gleichmäßigen Entwickelung den entsprechenden Ausdruck zu geben wußten, wodurch sie sich die Führung unter den deutschen Silberschmieden sicherten.

Während diese Gefäße immer noch zur Ausstattung von Tafeln und Tresors neben anderen gleichgroßen oder kleineren Stücken zu Gruppen sich vereinigen ließen, verlangte die auf große Repräsentation gerichtete Zeit Silbergeräte von noch größeren Dimensionen. Silberne Tische, Wandschirme und Gueridons, die auf den Fußboden gestellt werden mußten, sind in den Verzeichnissen der Dresdner Hofsilberkammer schon mit aufgeführt. Ebenso