Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/150

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Kenner und Liebhaber solcher Feinheiten wird auch immer Neues daran zu bewundern haben. Er vergißt dabei sicher nicht die groteske Maske, die mit Ketten im Maul den Hals des Hahnes gefesselt hält, oder die Juwelier- und Emailarbeit des Deckels, dessen Knopf das Monogramm des Fürsten trägt auf einem Schild, den ein Frosch hält. Wenn man sich dabei erinnert, daß der Frosch als Liebes- und Fruchtbarkeitssymbol verwendet wurde, dann wird man auch erkennen, daß der Hahnenkopf des Ausgusses und die Medaillons mit den Frauenbüsten nicht beliebige gleichgültige Schmuckmotive der zum persönlichen Gebrauch Augusts des Starken bestimmten Kanne sein sollen.

Als nächste Prunkstücke unter der Kanne sind zwei Deckelbecher aufgestellt, deren Form an Renaissancevasen erinnert und durch die an der unteren Zone angebrachten Henkel vermuten läßt, daß die Erinnerung an Marmorvasen dabei nachgewirkt hat. Hier ist die plastische Verzierung auf die untere gewölbte Zone des Bechers verteilt, der eingeschwungene glatte Mantel und die glatte Deckelwölbung nur in der Fläche mit Tiefschnittemail verziert und dem Deckel sind dann plastische Akzente gegeben durch die beiden aufgesetzten Büsten und dazwischen die Faunsmasken. Tafel 70, 2

Dazu kommen dann noch als getriebene Gefäße auf den unteren Etagen je zwei ovale Dosen, die einen kleiner, die anderen größer. Die beiden kleineren goldenen Dosen mit kurzem Fuß auf Tafel 70, 1 (der Holzdeckel der Abbildung nicht zugehörig) als Schalen mit in einer kurzen Gegenschwingung ansteigendem flachen Deckel haben zwei emaillierte Schwäne mit verschlungenen Hälsen als Henkel, dazwischen zwei verschlungene mit Diamanten besetzte Delphine und sind außerdem noch mit Festons aus Edelsteinen besetzt. Gegenüber dieser stark plastischen Verzierung bildet doch den Hauptschmuck der Dose die glatte flachgewölbte Scheibe des Deckels, die mit Emailmalerei bedeckt ist. Die eine der beiden Dosen enthält die Badeszene der Diana mit Aktaeon, die andere die Entlarvung des Achill.

Wir wissen von den beiden Brüdern Dinglingers, die seine Mitarbeiter waren, daß der eine, Georg Friedrich 1666–1720, Emailleur war, der andere, Georg Christoph, 1668 bis nach 1728, Juwelier. Es steht aber nicht sicher fest, ob sie schon an diesem Stück mitgearbeitet haben, doch spricht vieles dafür, denn nachweislich haben die beiden jüngeren Brüder Melchiors schon 1692 und 1693 in des älteren Bruders Werkstatt in Dresden gearbeitet. Darauf hat dann Georg Friedrich 1695 in Biberach geheiratet. Beide Brüder erhielten