Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/17

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Köpfen. Darin steckt das gleiche Stilempfinden, wie an der Scheibe im Bodeninnern. Daraus ergibt sich also, ebenso wie die Schale ist auch jener für Kurfürst August gefaßte Tonkrug nicht von einem Dresdner, sondern von demselben Nürnberger Meister Caspar Widmann ausgeführt worden (vgl. Bd. I, S. 65). Ein von M. Rosenberg dem W. Jamnitzer zugeschriebenes Gußmodell einer Scheibe in Basel hat ganz ähnliche Stilisierung und gehört wohl auch dem Caspar Widmann an.

Die zu Anfang der Renaissancebewegung in Deutschland durch jene goldene Olmützer Schale bekundete Vorliebe für die Form der römischen Patera mit kurzem Fuß scheint nicht über die Entstehungszeit jener Schale für Kurfürst August Bestand gehabt zu haben. Für den damit zugleich auftauchenden Sinn zur Verzierung der Schale mit antiken Münzen – wodurch also die Phantasie sich um so lebhafter an echten Zeugen des Altertums in die Zeit des Ursprungs jener Schalenform zurückversetzt fühlen konnte – haben wir im Grünen Gewölbe noch ein weiteres Beispiel in einer silbervergoldeten Trinkschale, die mit 25 eingesetzten unvergoldet gelassenen römischen Denaren der Konsularzeit verziert ist (Inv. IV, 44). Die Inschrift um die Silbermünze Alexanders des Großen in der Mitte des Bodens aus schwarzem Tiefschnittemail lehrt, daß die Schale als Trinkschale dienen sollte. Sie lautet: Dona praesentis cape laetus horae, Genieße froh die Gaben der gegenwärtigen Stunde. Die ungewöhnliche, an architektonische Motive gemahnende Verzierung der Schale läßt auch deren Entstehung noch in die Frühzeit des 16. Jahrhunderts versetzen.

Mit der Einführung des Talers, die im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts in Deutschland ziemlich allgemein wurde, werden die antiken Münzen in der Ausschmückung von Trinkgefäßen mehr und mehr durch diesen verdrängt und damit zugleich werden hierzu auch die deutschen Gefäßtypen bevorzugt. So ist schon unter dem Lüneburger Ratssilber im Berliner Schloßmuseum ein Münzpokal von 1536 mit breitem Körper auf hohem Fuß, noch beliebter aber wurde für diese Ausstattung die walzenförmige Form des Humpens, so daß für die ganze Gattung der Name des Münzhumpens in Geltung kam, und dieser selbst bis in unsere Zeit sich durchsetzte. Aus dem Silberblech eines solchen Münzhumpens mußte für jede Münze die Form ausgesägt, jeder Taler oder auch Halb- und Vierteltaler Stück für Stück eingepaßt und dann die zylindrische Form geschaffen werden. Das gleiche galt für den gewölbten Fuß- und Deckelrand. Das Grüne Gewölbe besitzt ein bezeichnendes Stück dieser Geschmacksrichtung,